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Gottvertrauen in Zeiten der Pandemie

„Vielleicht ist die Pandemie ein starker Ruf zur Umkehr der Lebensgewohnheiten und ein Ruf zur Gottsuche“ schrieb der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Die Corona-Pandemie verändert und beeinträchtigt bereits ein ganzes Jahr unser persönliches Leben und das öffentliche Leben in unserem Land. Glaubte man in der Anfangsphase noch, die Virologen, Politiker und Wissenschaftler werden es schon richten und das Virus in den Griff bekommen. Dem ist aber nicht so, im Gegenteil. Alle Maßnahmen und Mechanismen, durch die in den vergangenen Jahrzehnten alle Krisen gemeistert wurden, greifen nicht. Die rasend steigenden Infektionszahlen und der Tod tausender Menschen machten einen Lockdown notwendig. Wir kennen all die Maßnahmen mit ihren weitreichenden Auswirkungen. Und jetzt  mutiert das Virus, das hochinfektiöser  und noch gefährlicher ist. Die Inzidenzzahlen steigen wieder, die dritte Ansteckungswelle droht. Die Impfversorgung der Bevölkerung verzögert sich. Ein weiterer Lockdown mit noch gravierenderen Folgen ist zu befürchten.

In dieser Situation befinden wir uns jetzt und wissen nicht mehr, wie es weitergeht. Wir haben Angst, wir befinden uns in existentieller Not. Wir sind gleichsam in der Lage der Jünger, die mit Jesus im sinkenden Boot beim Seesturm auf dem See Genezareth sitzen und rufen ihm zu:  „Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Und er würde uns zurechtweisen und fragen: „Warum habt ihr Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“

„Habt ihr keinen Glauben?“

Glauben heißt, darauf vertrauen, dass Gott da ist und da bleibt, er uns nie verlässt, auch nicht in den schwierigsten Phasen unseres Lebens, auch nicht in der, in der wir uns jetzt befinden. Dieses Gottvertrauen ist sozusagen das Gegenmittel gegen unsere Angst. Mit diesem Vertrauen können wir die Angst besiegen.

Dieselbe Stimme, die den Sturm auf dem See stillte, kann auch den Sturm in dieser bedrohlichen Situation unseres Lebens stillen.

Gott will nicht unser Verderben, Krankheit, Unheil, Pandemie, den Verlust eines lieben Menschen. Wir dürfen glauben, dass Gott all diese bedrohlichen Lebensumstände verwenden kann, um sich auch darin als der Herr zu erweisen.

Haben Sie nicht schon selbst die Erfahrung gemacht: Wenn Sie mutlos, krank, deprimiert, verzweifelt, hilflos sind, dass Sie sich dann schneller an Gott wenden als sonst? Haben Sie nicht schon selbst erfahren oder Menschen kennen gelernt, die durch tiefes Leid gegangen sind – und  eben dadurch für ihr Leben von innen her neues Licht, neuen Sinn gewonnen haben? Weil sie lernen mussten, dass die alten Muster der Selbstsicherung nicht mehr funktionieren? Und so lernen sie mitten im Leid und in der Not plötzlich ihren Gott kennen, lernen, sich zu überlassen und zu vertrauen – und sind in diesem Moment in einer bestimmten Weise schon dort angelangt, wo ihre Seele zuhause ist, wo sie daheim ist. Gott will, dass wir zu ihm heim kommen. Und er kann sich als Herr auch in den schlimmen Situationen unseres Lebens erweisen, weil uns nicht selten oft gerade dann aufgehen kann, wohin wir wirklich gehören.

„Herr, ich danke dir für das, was du jetzt aus dem machst, was ich im Moment nicht verstehe.“ (Pater Hans Buob)

Autor: Georg Farnhammer, CE Passau

Bild: Pixabay