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Wiedersehen der Voll-Dabei-Familien

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„Wann war eigentlich unser letztes Wochenende? Und wo?“ Ich musste ziemlich weit im Kalender zurückblättern und kam dabei an einigen vergangenen Zoom Online-Treffen vorbei, bis ich den letzten Eintrag fand. Lustig war es schon, Montagsmaler und andere witzige Online-Spiele zusammen zu spielen. In allen Familien beugten sich Kinder und Eltern an diversen Handys, Tablets oder Computern in der Wohnung verteilt über die Bildschirme und ab und zu konnte man ein Kichern aus dem Nachbarzimmer hören. Sogar ein Kleingruppenaustausch funktionierte online und nicht nur einmal wunderte ich mich, dass auch über die Distanz hinweg offene Gespräche möglich sind.
Umso schöner war nach so langer Zeit das Wiedersehen der Voll-Dabei-Familien am zweiten Oktoberwochenende im Kloster in Maihingen. Endlich … Am Freitagabend trudelten alle nach und nach ein, um nach dem Abendessen mit einem kurzen Lobpreis in den gemeinsamen Spieleabend zu starten – Zeit, um anzukommen und die oft anstrengende Woche hinter sich zu lassen.

Der Samstag versprach spannend zu werden: Als Dominik, einer unserer Familienväter, von seinem Einsatz als Oberstleutnant der Bundeswehr in Afghanistan erzählte, hingen nicht nur wir, sondern auch unsere Teenies an seinen Lippen. Wer mehrere hundert Menschen in einer so heiklen Situation befehligt, braucht einen guten inneren Kompass. Erstaunt stellten wir fest, dass die Prinzipien für Leiterschaft bei der Bundeswehr viele Parallelen zu denen der Bibel aufweisen. „Wie entscheidest du, wenn es fraglich ist, ob verdächtige Personen wenige hundert Meter vor dir womöglich einen Angriff auf deinen Konvoi planen? Welche Gedanken gehen Dir durch den Kopf, bevor du einen Befehl an deine Soldaten weitergibst? Wie hältst du, wie hält eine Familie mit zwei kleinen Kindern so eine Zeit durch?“ Man kann sich vorstellen, dass uns auch beim Mittagessen der Gesprächsstoff nicht ausging.

Warm eingepackt, mit Mützen und Schals ausstaffiert, ließen wir uns am Nachmittag den Wind auf dem Plateau des Ipf um die Nase wehen. Während die morgens selbst gebastelten Drachen unserer Jüngsten am blauen Himmel in der Herbstsonne tanzten, wärmten wir Erwachsene uns die Hände an den mitgebrachten Tassen mit heißen Kaffee und hatten dabei Zeit, uns ausgiebig zu unterhalten und auf dem Rückweg sogar noch die Überreste einer keltischen Siedlung zu erkunden.

Auch wenn die Temperaturen doch schon spürbar herbstlich waren, konnte das vor allem unsere Kinder nicht davon abhalten, nach dem Lobpreis- und Gebetsabend noch bis spät in die Nacht im Innenhof des Klosters am Lagerfeuer zu sitzen und Stockbrot über die Glut zu halten.

Den Sonntagsgottesdienst feierten wir am nächsten Morgen in der schönen Klosterkapelle und bei der anschließenden Reflexionsrunde waren sich alle einig: Das Wochenende war wie immer zu kurz und wir waren – wie jedes Mal – verwundert, wie vertraut wir uns trotz der langen Abstände der Treffen sind und wie diese Vertrautheit wirklich tiefe und persönliche Gespräche möglich macht. Und genau das ist es, was auf der Grundlage unseres gemeinsamen Glaubens den Charakter unserer Wochenenden ausmacht.

Zum Schluss bleibt nur die Frage, ob es beim nächsten Wochenende jemand aus der Truppe unsere Teenies schafft, unseren Berufssoldaten bei der sportlichen „Bring Sally up“ – Challenge zu schlagen, die er diesmal eindeutig für sich entscheiden konnte.

Dr. Judith Wohlleben

Voll-dabei ist eine offene Familieninitiative in der CE. Wenn Sie Interesse an einer Einladung zu einem künftigen Wochenende haben, schreiben Sie an barbara.fischer@erneuerung.de.