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Mystik

Der Begriff Mystik kommt von einem griechischen Wort, das „geheimnisvoll“ bedeutet. Allgemein bezeichnet er den Bereich einer Religion, in der eine Wirklichkeit erlebt wird, die mit dem, was man so unter „Alltag“ versteht, definitiv nichts mehr zu tun hat.

Wenn man den Begriff im Zusammenhang mit dem Christentum verwendet, meint er das konkrete Erleben und Erfahren Gottes. Und dies nicht irgendwie und irgendwo, sondern in der real erfahrenen Begegnung mit dem Gott der Bibel. Es ist der Gott Jesu Christi, der Gott, der als erstes dem Volk Israel begegnet ist und der dann in unsere Welt hineingekommen ist in Jesus, dem Messias. Es geht darum, durch diesen Jesus Christus Gott, den Schöpfer des Universums, wahrzunehmen. Die Mystik handelt also nicht in erster Linie von einer wahren Lehre, nicht von Anweisungen, wie man leben soll, sondern von der konkreten Begegnung mit dem lebendigen Gott. Kein Fürwahrhalten von irgendwelchen Glaubenssätzen, sondern eben Erfahrung. Allen Mystikerinnen und Mystikern ist die Erfahrung von Johannes dem Täufer zueigen: Mehr von ihm und weniger von mir: „Ich muss abnehmen – er aber muss zunehmen“. Wege zu finden, die Gott ins eigene Leben lassen, ist das Thema der Mystik. Hierbei stellt man schnell fest, dass es nur einen Gott gibt, aber viele Wege, in denen er sich zeigen will. Diese Begegnung lässt sich tatsächlich nur schwer in Worte fassen, deshalb ist die ursprüngliche Bedeutung „geheimnisvoll“ ganz passend. Eigentlich sollte im Christentum das Wort „Mystiker“ austauschbar sein mit dem Wort „Christ“. Ein Christ sollte jemand sein, der Gott erfahren hat und genau davon Zeuge sein.

(Thomas Hardt)