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Wie eine große Familie: Emmaus-Bewegung feiert Jubiläum

 

Und dieser Titel war Programm: Wie das Ankommen in einer großen Familie empfinden die Menschen, die zum großen Teil aus Randgruppen der Gesellschaft stammen, ihre Aufnahme in der schon heimischen Umgebung auf dem Andreasberg. Dort erleben sie drei Tage lang geistliche Impulse, Workshops, Lobpreis, Gottesdienste und Gebet.

Die Lobpreisband „Rückenwind” der Charismatischen Erneuerung im Bistum Fulda, unter der Leitung von Andre Literski aus Neuhof, gestaltete einen bewegenden Lobpreis- und Segnungsabend. Martin Dreyer (Berlin), Gründer der Jesus Freaks, berichtete in seinem Impuls zum Thema „Mit Jesus durch die Wüste” von persönlichen Erfahrungen – auch des Scheiterns – und traf damit in die Herzen der Zuhörer.

Wesentliches spielte sich im Miteinander ab: Nach dem Gründer der Emmaus-Bewegung, Bruder Jan Herrmanns – sein Todestag jährte sich in diesem Jahr zum zehnten Mal –, ist die Erfahrung, geliebt zu werden, der entscheidende Teil des Evangeliums und die Grundvoraussetzung für eine Lebensänderung und Umkehr zu Gott. Diese Erfahrung der gegenseitigen Annahme machen in der Emmaus-Bewegung Menschen aus den verschiedensten Milieus, vom Strafentlassenen bis zum normal Bürgerlichen.

Jeder von ihnen hat seine persönliche Geschichte mit Gott, hat seine Wunder mit ihm erlebt. Aus der Erfahrung, dass diejenigen, die im Leben tief gefallen sind, besonders offen sind für biblische Worte und Erfahrungen, hatte Bruder Jan vor rund 25 Jahren Drogenabhängige, Straffällige und andere Menschen „am Rande der Gesellschaft” auf der Straße angesprochen und „aufgesammelt” – sofern sie es wollten. In kleinen Häusern konnten sie – vielleicht zum ersten Mal – Liebe und Annahme erfahren. Mit der Zeit werden dabei die Begleiter zu den Beschenkten, denn die Menschen, die mal ganz unten waren, erleben oft eine tiefe Gotteserfahrung und geben sie weiter.

Beim Festakt zum Jubiläum berichtete eine Mitwirkende der ersten Stunde über die Anfänge einer kleinen Gemeinschaft in einem Haus im Steigerwald – ohne Elektrizität und Wasseranschluss. Nach einem Blick auf die Geschichte und die Besonderheiten der Emmaus-Bewegung meldeten sich spontan Mitglieder zu Wort und unterstrichen – aus der Sicht von Betroffenen wie auch der so genannten „Normalos” –, dass die Hilfestellung ein beiderseitiges Geben und Nehmen bedeutet.

Schwerpunkt der Emmaus-Bewegung heute sind die Gesprächs- und Bibelgruppen in rund 20 Gefängnissen in ganz Deutschland, die sich oft in Zusammenarbeit mit regionalen Gebetsgruppen der Charismatischen Erneuerung gebildet haben. Ihr Angebot an die Betroffenen besteht in der Ermutigung, die Zeit im Knast und danach als Chance für eine neue Lebensausrichtung zu ergreifen.

Höhepunkt der Festlichkeiten war die Pfingstmesse, die Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez in Konzelebration mit den langjährigen Förderern Pfarrer i. R. Winfried Abel und Pfarrer i. R. Bernhard Axt feierte. Die Fuldaer Gastfreundschaft ist Ermutigung, Würdigung und Wertschätzung für die „Emmausjünger” und die Ehrengäste und Wegbegleiter der Bewegung, die zu dem Jubiläum eingeladen waren. Als Zeichen der Verbundenheit erhielten sie das „Emmaus-Kreuz”, aus Holz oder in Form einer Kerze: Es zeigt den auferstandenen Christus, der mit seiner Gegenwart die ihn umgebenden Gefängnismauern durchbricht.

Die Emmaus-Bewegung ist eine katholische, ökumenisch ausgerichtete Laien-Gemeinschaft, die der Charismatischen Erneuerung (CE) angeschlossen ist. Die Leitung besteht aus einem Team, das alle drei Jahre neu gewählt oder bestätigt wird.

Weitere Informationen unter www.emmausbewegung.de.

Foto: Karl-Wilhelm Fahle