Nachruf auf Papst Franziskus – Pfr. Josef Fleddermann
Am Ostersonntag hat Papst Franziskus sich nach langem Krankenhausaufenthalt in der Gemelli-Klinik aufgerafft, um von der Segensloggia des Petersdomes aus „der Stadt und dem Erdkreis“ (= „urbi et orbi“) den österlichen Segen Gottes zuzusprechen. Danach fuhr er noch gute 20 Minuten mit dem Papamobil auf dem Petersplatz durch die Reihen, um die Nähe der Menschen zu suchen. Die Kraftanstrengung war ihm anzusehen. Dass er jedoch am nächsten Morgen, dem Ostermontag um 7.35 Uhr verstorben ist, war für mich dann doch eine Überraschung. Aber es war auch wie ein kleines „Augenzwinkern Gottes“. Der Herr ist auferstanden! Halleluja! Er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja! Wir dürfen glauben, dass Papst Franziskus an dieser Auferstehung nun teilhat.
Einige kleine persönliche Eindrücke möchte ich schildern. Als er am 13. März 2013 nach der Wahl zum Papst den vielen Menschen auf dem Petersplatz den Segen erteilen wollte, beugte er sich zunächst vor der versammelten Menge und bat die Menschen um ihr Gebet und ihren Segen. Das hat mich sehr berührt! Von Anfang an zeigte es seine Verbundenheit mit dem Volke Gottes. Wie oft hat er nach Ansprachen oder auch persönlichen Begegnungen immer wieder gesagt: „Vergesst nicht, für mich zu beten!“ Das war mehr als eine fromme Floskel.
Er zog nicht in den päpstlichen Palast, sondern ins Gästehaus Santa Marta, begnügte sich mit einem kleinen Auto und war überhaupt durch seine Schlichtheit und Einfachheit ein gutes Vorbild für uns alle. Am Herzen lagen ihm die Armen, die an den Rand Gedrängten. Sein erster Besuch galt der Insel Lampedusa, um den Flüchtlingen nahe zu sein. Die Weltsynode spiegelt seinen Stil wider: hören aufeinander, hören auf Gott und geleitet vom Heiligen Geist Wege in die Zukunft suchen. Dem Heiligen Geist hat er immer einen großen Stellenwert gegeben, was auch durch die Errichtung von CHARIS deutlich wird, dem weltweiten Dienst für die Charismatische Erneuerung. Er hat diese Berufung als Berufung für die ganze Kirche unterstrichen und dazu aufgerufen, die Taufe im Heiligen Geist allen bekannt zu machen, den Armen zu dienen und die Ökumene zu leben.
Vier Enzykliken (päpstliche Rundschreiben) hat er im Laufe seines Pontifikates verfasst. Die erste „Lumen fidei“ (2013) handelte vom Glauben, die zweite „Laudato si“ (2015) hatte „die Sorge für das gemeinsame Haus“, wie er es nannte zum Thema. Es ging um die Schöpfung, die für alle Menschen da ist, und die es zu bewahren gilt. Die dritte Enzyklika „Fratelli tutti“ (2020) nahm die „Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ in den Blick. In der vierten und letzten Enzyklika „Dilexit nos“ (2024) schrieb Papst Franziskus „über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“. Vielleicht ist diese Enzyklika in gewisser Weise auch sein Herzensanliegen: die Barmherzigkeit. Vom Dezember 2015 bis November 2016 rief er ein Heiliges Jahr als Jahr der Barmherzigkeit aus, um alle Menschen an die vergebende, barmherzige und heilende Liebe Gottes zu erinnern.
Jedes Jahr besuchte er am Gründonnerstag ein Gefängnis in Rom, um den dortigen Gefangenen die Füße zu waschen. Auch kurz vor seinem Tod ließ er es sich nicht nehmen – trotz seiner Schwäche – den Gefangenen einen Besuch abzustatten.
Franziskus hatte einen Blick für die Kleinen und Schwachen. Selbst bei den Kardinalsernennungen wurde das deutlich. Es waren nicht mehr nur die großen Metropolen, die mit einem Kardinal gewürdigt wurden, sondern vielmehr auch die Randgebiete der Welt (Mongolei statt Mailand, Tonga statt Paris, Kapverden statt Venedig, St. Lucia, Laos, Myanmar, Zentralafrika)
Auch der Einsatz für die Ökumene war ein wichtiges Anliegen von Papst Franziskus. So sprach er z.B. im Juni 2021 vor dem Lutherischen Weltbund im schwedischen Lund. Auch das 50-jährige Jubiläum der katholischen Charismatischen Erneuerung machte er zu einem ökumenischen Ereignis. Ich erinnere mich an das eindrucksvolle Bild auf dem Circus Maximus. Auf der Bühne saß Papst Franziskus neben vielen Vertreterinnen und Vertretern anderer Konfessionen und Denominationen: auf gleicher Ebene auf einem normalen Stuhl, so wie die übrigen. Auch die Liebe zu den Armen wurde ersichtlich. Ich hatte es direkt vor Augen, da ich in der elften Reihe saß, direkt neben dem Vertreter der Geistlichen Gemeindeerneuerung der evangelischen Kirche. In den ersten Reihen saßen die Obdachlosen, die Franziskus eingeladen hatte. Dahinter erst die Kardinäle, Bischöfe und Vertretungen der Charismatischen Erneuerung aus den verschiedenen Ländern: ein eindrucksvolles Bild!
Papst Franziskus hatte auch Humor. Als ich 2015 an Exerzitien für Priester in Rom teilnahm, die in der Lateranbasilika stattfanden, kam an einem Nachmittag auch der Papst, um zu uns zu sprechen. Er setzte sich auf seinen Stuhl vor einem Tisch, nahm seine Flasche Wasser und goss sich etwas ein. Dabei schaute er uns alle lächelnd an und fragte: „Wisst ihr was der Unterschied zwischen dem Papst und euch ist?“ Was mag er gemeint haben? Er lächelte verschmitzt weiter und sagte dann: „Der Papst darf sein Wasser aus einem Glas trinken. Ihr alle müsst es aus der Flasche trinken!“ Das Gelächter in der Basilika war groß.
Am Samstag, den 26. April, wurde der Beerdigungsgottesdienst für Papst Franziskus auf dem Petersplatz gefeiert. Anschließend wurde er auf seinen Wunsch hin in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt, dem Ort, dem er vor und nach jeder Reise einen Besuch abstattete hat. Dort befindet sich die Marienikone „Maria, Salus populi romani“, vor der er immer betete.
Ein Papst geht. Und wir warten auf einen nächsten. Beten und bitten wir um Gottes Heiligen Geist für die Kardinäle, die sich zum Konklave versammeln werden.
Vieles wäre noch über Papst Franziskus zu sagen. In großer Dankbarkeit für sein Wirken nehmen wir Abschied von ihm und vertrauen ihn der Güte des himmlischen Vaters an! Seine Inspirationen werden uns sicherlich auch weiter begleiten.