Scroll Top

Leben im Geist Seminare im Bistum Aachen

ligsaachen1

Denken wir nur an das Gebet „Jesus, dir leb’ ich, Jesus, dir sterb’ ich, Jesus, dein bin ich, im Leben und im Tod.” Oder denken wir an das wunderbare Hingabegebet des Heiligen Nikolaus von der Flüe, das endet mit den Worten: „Jesus, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.” Dazu muss man auch die Spiritualität des Heiligen Ludwig Maria Grignon von Montfort erwähnen, die im 20. Jahrhundert populär geworden ist. Er lehrt die „vollkommene Hingabe” an Jesus durch die Hände Marias, kurz oft auch „Marienweihe” genannt. Trotz dieser wunderbaren Schätze in unserer katholischen Tradition ist diese im Jugend- oder Erwachsenenalter vollzogene Entscheidung für Jesus Christus dennoch so sehr in Vergessenheit geraten, dass sie eine Wiederbelebung brauchte. Und dies geschieht unter anderem in der Charismatischen Erneuerung.

Nach der Lebensübergabe werden die Teilnehmer eingeladen, in besonderer Weise um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes über ihr Leben zu beten, was mit tiefgehenden spirituellen Erfahrungen verbunden sein kann. Der Heilige Geist will den Gläubigen Geistesgaben, die sogenannten Charismen schenken, und das erleben die Teilnehmer der Seminare oft sehr kraftvoll. Daher erklärt sich auch der Name „Charismatische Erneuerung”, weil es sich um ein neues Bewusstsein für den Heiligen Geist und die Charismen handelt.

ligsaachen2Seit einigen Jahren wird im Bistum Aachen in der Region Heinsberg ein Leben im Geist Seminar veranstaltet. Dies geht über sieben Wochen und findet jeweils am Freitagabend statt. Eingeladen wird dazu von Pastor Thomas Wieners aus Wassenberg und Pastor Roland Bohnen aus dem Selfkant. Mit einem Team von Begleitern, zu dem auch der Passionistenpater Markus aus Marineberg zählt, laden die beiden Priester jedes Jahr über die Zeitung, das Internet, den Pfarrbrief und natürlich auch durch persönliche Ansprache dazu ein. In diesem Jahr fand es statt in der Gemeinde Wassenberg, genauerhin im Pfarrheim in Birgelen. Schon beim ersten Treffen kam die Überraschung: Ca. 50 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Orten fanden sich ein. Einige kamen sogar von weiter her als 50 km. Dann schon gleich zu Beginn die zweite große Überraschung: Als Pastor Wieners fragte, wer zum ersten Mal an einem solchen Seminar teilnehme, meldeten sich deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer!

Dann begann das Seminar in großer Lebendigkeit mit Lobpreisliedern und freien Gebeten. Danach wird ein Vortrag gehalten, und dann folgen Gruppengespräche, bis dann alle nach einem gemeinsamen Gebet in die Woche entlassen werden. Für die Woche bekommt jeder ein Teilnehmerheft, in dem biblische Betrachtungen für die tägliche Meditation enthalten sind. In diesen Betrachtungen vertiefen die Teilnehmer das am Abend Gehörte und erleben, wie ihre Beziehung zu Jesus Christus von Tag zu Tag tiefer wird.

Den Höhepunkt bildet dann der Abend, an dem – bei uns im Rahmen einer Eucharistiefeier – das Taufbekenntnis erneuert wird. Nach der Messe wurde die Monstranz mit dem Allerheiligen ausgesetzt und jeder hatte die Gelegenheit, in einem persönlichen freien Gebet sein Leben Jesus zu übergeben. Das war sicher der dichteste Moment in diesem Seminar. Wir waren darin übereingekommen, dass wir an diesem Abend den üblichen Zeitrahmen überschreiten wollten, so wie es bei den großen Höhepunkten im Kirchenjahr (Ostervigil, Mitternachtsmette zu Weihnachten) auch der Fall ist.

Tatsächlich dauerte dieser Seminarabend deutlich länger als die übrigen, denn anschließend wurde für jeden einzeln um die Ausgießung des Heiligen Geistes gebetet. Ganz sicher war das ein Höhepunkt im Leben aller Teilnehmer, auch wenn die Erfahrungen sehr persönlich und unterschiedlich ausfallen. Manche Teilnehmer wurden sogar so sehr körperlich vom Heiligen Geist berührt, dass sie zu Boden sanken und in tiefem Gebet versunken einige Zeit am Boden lagen.

Diese Art des Geistwirkens ist für die meisten Christen total ungewohnt, aber die, die es erlebten, berichteten von tiefgreifenden heilenden Erfahrungen, von unvorstellbarer Freude, von ungeahntem Frieden. Diejenigen, die das erlebten und im Seminar davon berichteten, stärkten das Vertrauen der übrigen Teilnehmer, so dass alle sich miteinander freuen konnten an dem so individuellen Wirken Gottes, der jedem das schenkt, was er jetzt im Moment braucht.

Am Ende des Seminars haben einige der Teilnehmer den Entschluss gefasst eine Gebetsgruppe zu gründen, in dem sie sich ab jetzt regelmäßig treffen wollen. Erfahrungsgemäß sind solche Gebetsgruppen so etwas wie Energiezellen für das Leben der Kirche. So blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft und danken Gott für sein reiches Wirken unter uns.