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Diözesantreffen in St. Heinrich

Das Vaterunser ist uns als Gebet schon so vertraut, dass wir dazu neigen das Gebet einfach aufzusagen ohne den Worten und Hintergründen die angemessene Beachtung zu schenken. Dabei gibt es viele spannende Bezüge zum Alten Testament. Die neue Gebetsform des Vaterunser war zur Zeit Jesu radikal neu. Der Beter, der sich mit den Worten des Vaterunser wirklich identifizieren kann identifiziert sich mit dem Willen des Herrn. Aus dieser Lebenseinstellung entwickelt sich ein Lebensstil.

Das Vaterunser als Lebensstil.

„Geheiligt werde dein Name“

Aus Ezechiel 36, 23-27 wird ersichtlich, dass es keineswegs darum geht, dass die Gläubigen den Namen des Herrn heiligen sollen. Vielmehr ist es Gott selbst, der den Namen des Herrn wieder heiligen wird. Gott selbst sammelt sein Volk, reinigt es und gibt einen neuen Geist, den Heiligen Geist. Dieser Geist bewirkt, dass das Volk Gottes die Gesetze befolgen wird und ein Leben in Fülle erhalten wird.

„Dein Reich komme“

Das Reich Gottes ist durch Gott in Gestalt des Menschensohns Jesus Christus bereits angebrochen. Dieses Reich unterscheidet sich grundlegend von den Reichen dieser Welt. Die in Daniel 7,2-12 beschriebenen vier Tiere stehen stellvertretend für vier grausame Weltherrschaften. Jesus stellt die traditionelle Machtausübung auf den Kopf. Er ist der Diener des Heils und ist gekommen zu retten statt zu richten. Er kann ohnmächtig sein, weil er alle Herrschaft hat. Wenn Gläubige als dienende Kirche um das Kommen des Reiches beten, so soll dies nicht aus uns heraus erbittet werden, sondern aus und durch Gott. Der Glaube darf nicht für die eigene Herrschaft missbraucht werden.

„Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“

Während früher Menschen vor dem Willen Gottes oft Angst gehabt haben interessiert der Wille Gottes heute nicht mehr viele Menschen. Wer aber soll den Willen Gottes erfüllen? Gott selbst ist es, der unserem Handeln vorausgeht. Er bedient sich dabei meiner Gaben. Der Wille Gottes ist es viele Menschen zu sammeln als sein Volk. Kirche ist ein Ort, an dem man immer wieder neu die Liebe Gottes erfahren kann.

„Unser täglich Brot gib uns heute“

Gott gibt uns zur rechten Zeit was wir brauchen.

„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“

Keine Gemeinschaft kann auf Dauer existieren ohne dass dort Vergebung zu Hause ist. Spaltungen sind ein Antizeugnis für Jesus. Einheit ist ganz bedeutsam. Vor jeder Hl. Kommunion ist ein Gebet um Einheit. In der Bergpredigt steht, dass die, die Frieden stiften Söhne Gottes genannt werden.

„und führe uns nicht in Versuchung“

Gott führt nicht in Versuchung (Jakobus 1, 12-15) kann aber eine Erprobung zulassen. So wurde Jesus in der Wüste vom Teufel versucht. Dabei stellen die Versuchungen, denen Jesus ausgesetzt war auch eine große Herausforderung an alle Gläubigen dar.

1) Den Missbrauch der Gaben zu eigenen Zwecken. Denn Gaben sind immer für andere da.
2) Gott für die eigene Inszenierung auszunutzen.
3) Machtgier

Es gibt Versuchungen, die in einem frommen Gewand getarnt sind. Wer aber in Gott ist wird lernen zu unterscheiden, was von Gott ist und was nicht.

„sondern erlöse uns von dem Bösen“

Mit dem Bösen ist nicht unbedingt der Böse gemeint, sondern die Früchte des Fleisches (Galater 5).

Ein äußerst empfehlenswertes Buch zum Thema Vaterunser ist das Buch von Prof. Lohfink: Das Vaterunser neu ausgelegt (Urfeld Verlag, 2007).