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Grußwort des Würzburger Bischofs zu pfingsten21

Bischof Friedhelm

Zwei Bilder möchte ich ansprechen, die uns an das Geheimnis des Heiligen Geistes heranführen können: Der Turmbau zu Babel (1 Gen 11,1-9) und das pfingstliche Sprachenwunder (Apg 2,1-11).

Alle Menschen – so heißt es in der Bibel – hatten die gleiche Sprache. Sie wurden übermütig. Im Land Schinar fanden sie eine Ebene, in der sie aus gebackenen Lehmziegeln und mit Erdpech als Mörtel eine Stadt bauten, mit einem Turm, der bis zum
Himmel reichen sollte. Sie wollten damit im Grunde Gott versuchen. Der Herr aber durchkreuzte ihre Pläne und ließ sie verschiedene Sprachen sprechen. Dadurch kam Verwirrung und Uneinigkeit über die ganze Erde.

Der Turmbau zu Babel findet seine Gegenentsprechung im Bild des Himmlischen Jerusalem: Das ist die von Gott erbaute ewige Heimstatt. Sie wird die Braut des Lammes genannt. Die Stadt ist symbolisch aufgeladen: Sie misst zwölftausend Stadien
in Länge, Breite und Höhe. 12 stets offene Tore mit den Namen der 12 Stämme Israels. Auf den Grundsteinen stehen die Namen der 12 Apostel. Die Stadt glänzt wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis.

Pfingsten ist das Gegenbild zur Sprachenverwirrung: Hier geschieht Spracheneinheit. Jeder verstand die Apostel in seiner eigenen Sprache. Wie aber ist heute das Pfingstwunder erlebbar?

Ein unbekannter afrikanischer Autor des 6. Jahrhunderts sagte: „Fragt daher jemand einen der Unsern: ‘Du hast den Heiligen Geist empfangen, warum redest du nicht in allen Sprachen?’ dann muss er antworten: Ich rede in allen Sprachen. Denn ich gehöre zum Leib Christi, zur Kirche, die in allen Sprachen redet. Nichts anderes hat Gott damals durch die Gegenwart des Heiligen Geistes angezeigt, als dass seine Kirche in allen Sprachen reden werde.”

Dann aber verweist er darauf, dass durch den Heiligen Geist die Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist. Es geht um die allen verständliche Sprache der Liebe.

Heute kommen viele Flüchtlinge und Asylsuchende aus allen möglichen Ländern zu uns. Die Sprachenvielfalt erschwert einerseits die Kommunikation, andererseits ist die gelebte Hilfsbereitschaft eine Sprache der Liebe, die an das pfingstliche Sprachenwunder heranreicht. Wir sind gesandt als Boten der Liebe. Deshalb gilt: Auch heute wird das Sprachenwunder durch uns neu erlebbar, wenn wir die Sprache der Liebe sprechen.

Ich wünsche Ihnen allen nochmals gesegnete Tage. Kehren Sie gestärkt und begeistert wieder in Ihre Gemeinschaften und Gemeinden zurück und tragen Sie die Flamme der Liebe weiter, die Sie in diesen Tagen spüren.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Dr. Friedhelm Hofmann
Bischof von Würzburg