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7 Schritte zur Verlebendigung der Charismatischen Erneuerung

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42 Jahre sind es her, seit ich am 23. Mai 1973 in Ghana in Westafrika eine tiefe Erfahrung des Heiligen Geistes machen durfte. Mit großer Freude bin ich heute hier, um ein wenig aus der Gnadenfülle dieser Jahre zu berichten, was ich erlebt, was ich gelernt habe und was mich bis heute bewegt.
Gleichzeitig soll es auch darum gehen, zurückzukehren zu dem, was der Heilige Geist in euch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bis heute gewirkt hat, um es zu erneuern, zu vertiefen, zu verlebendigen – und dies nicht nur für euch selber, die ihr jetzt hier sein könnt.
Meine Vision, die mir der Geist aufs Herz gelegt hat, ist größer. Es geht um die Zukunft der Charismatischen Erneuerung in euren Gebetsgruppen; es geht um die Zukunft des Planes Gottes, der mit der Ausgießung des Heiligen Geistes am Abend des 18. Februar 1967 – 14 Monate nach dem Ende des 2. Vatikanischen Konzils – eine Bewegung ins Rollen brachte, damit die Kirche, damit das Volk Gottes mehr – viel mehr – mit dem Heiligen Geist erfüllt sein würden als sie es bisher waren.
Ich möchte diese Vision von einer Geist-erfüllten Charismatischen Erneuerung , einer mehr Geist-erfüllten Kirche in sieben Schritten entfalten, die alle – so hoffe ich – geerdet sind, d.h. praktisch für heute und gleichzeitig aber auch verwurzelt im Wort Gottes. Konkret bedeutet das, ich werde vor jeden Schritt eine Stelle aus der Heiligen Schrift stellen, damit ihr überprüfen könnt, ob meine Vorschläge aus meiner Phantasie stammen oder aber aus den Evangelien, den Briefen des hl. Paulus und der Apostelgeschichte.


1. Sehnsucht

Der erste Text stammt aus dem Johannesevangelium 7,37-39: „Am letzten Tag des (Laubhütten)festes” – am Tag des Wasserfestes, an dem die Juden sich an Moses erinnerten, der in der Wüste an den Felsen schlug und Wasser strömte in großer Fülle heraus (Numeri 20,11) – „stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Innern werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben.”
„Wer Durst hat, komme zu mir und trinke”. Brüder und Schwestern, sind wir durstig? Haben wir eine echte Sehnsucht nach mehr vom Geist als was wir bisher erfahren haben? Haben wir Sehnsucht für unsere Gebetsgruppe zu Hause, dass sie mehr vom Geist Jesu erfüllt werde als sie es bisher ist?
Was mich betrifft, so ist die fundamentale Bedingung für eine tiefere Erneuerung ein sehnsüchtiges Herz. Persönlich wurde mir die Gnade der Sehnsucht im Wintersemester 1963 geschenkt – beim Studium der Theologie in London, als wir in der Exegese (dem Studium der Bibel) die Apostelgeschichte durchnahmen. Mein unvergesslicher Professor der hl. Schrift, P. Pierre Simson, ein Franzose, – im vergangenen November (2014) durfte er mit 89 Jahren in die Herrlichkeit Gottes hinübergehen – sprach mit solcher Begeisterung über die Urkirche, die Kraft des Geistes, die Liebe in den Beziehungen, die Zeichen und Wunder, dass mir das Herz aufging und ich mit tiefer Sehnsucht erfüllt wurde: Wenn ich doch eines Tages wenigstens ein bisschen von solch einer Kirche erleben könnte, solch eine Gemeinschaft, solche Zeichen des Wirkens des Heiligen Geistes.
Von Herbst 1964 bis 1965 war ich in Rom zu weiteren Studien, während dort das 2. Vatikanische Konzil stattfand. Es war eine aufregende Zeit mit den über 2.000 Bischöfen und allen Theologen von Rang und Namen, aus Deutschland z.B. K. Rahner, H. Küng und J. Ratzinger. Es gab Neues, z.B. dass bald darauf die Messe nicht mehr auf Latein und nicht mehr mit dem Rücken zum Volk gefeiert wurde. Aber die Kirche, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wurde, war da kaum zu sehen. Ich musste also weiter warten, volle 10 Jahr lang, bis zum Abend des 23. Mai 1973 – vor fast genau 42 Jahren – ohne dass diese Sehnsucht jemals verschwunden war.
An diesem Abend hatte ich ein Treffen mit zwei amerikanischen Ordensschwestern, die kurz vorher an dem ersten Leben-im-Geist-Seminar teilgenommen hatten, das in Ghana gegeben worden war. Nach dem gemeinsamen Abendessen fragten sie mich, ob sie wohl mit mir beten dürften. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Sie nahmen mich mit auf ihr Zimmer, gaben mir einen Stuhl, legten ihre Hände auf meine Schultern und beteten für mich um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes – und der Geist kam! Ich durfte eine unvergessliche Erfahrung machen, die bis heute mein Leben und mein priesterlich-missionarisches Wirken entscheidend geprägt hat.
Wenige Monate später konnte ich in meinem Haus in Kumasi die erste dramatische Heilung erleben. Eine Frau, die sechs Monate lang keinen Schritt hatte gehen können und die in unser Wohnzimmer hineingetragen wurde, ging am Ende des Abends auf ihren eigenen Beinen aus dem Haus und am nächsten Morgen auf den Markt zum Einkaufen.
Ein Jahr später konnte ich über die Pfingsttage 1975 an der ersten Weltkonferenz der Charismatischen Erneuerung in Rom teilnehmen. Am Ende des Abendprogramms des zweiten Tages wurde ich in der Unterbringung auf dem Weg zu meinem Zimmer aufgehalten. Auf einem Treppenabsatz saß ein Mann auf einem Stuhl, den ich von Anfang an beobachtet hatte. Er war furchtbar verkrüppelt. Durch einen Autounfall hatte sein Becken eine Schieflage, so dass ein Bein kaum den Boden berühren konnte. Vor ihm stand P. Francis MacNutt, der nur die Hände ausstreckte ohne den Mann – ein Lateinamerikaner – anzurühren. Ich hörte auch kein Gebet, aber der Mann mit dem Handicap strahlte. Nach etwa 20 Minuten stand er auf und tanzte vor uns, ohne seinen Schuh mit dem etwa fünf cm hohen Untersatz. Ich kann es nicht beschreiben, welche Freude mich erfüllte, als auf diese Weise meine zehnjährige Sehnsucht eine tiefe Erfüllung fand: Wunder wie in der Urkirche! Und das war nur der Anfang.
Die erste und wichtigste Bedingung, um tiefer mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden, heißt Sehnsucht, heißt DURST nach dem lebendigen Wasser, das aus der durchbohrten Seite Jesu (siehe Joh. 19, 34) geflossen ist – und immer noch fließt.

2. Wonach dürsten wir? – Die Erfahrung Jesu am Jordan

„Wer Durst hat, komme zu mir”, hatte Jesus beim Laubhüttenfest gerufen. Wonach dürsten wir? Dass wir das erhalten, was ER selber empfangen hatte, was IHN selber erfüllte in seiner Pfingsterfahrung am Jordan!?
„In jenen Tagen kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als ER aus dem Wasser stieg, sah ER, dass der Himmel sich öffnete (aufriss) und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: DU BIST MEIN GELIEBTER SOHN, AN DIR HABE ICH GEFALLEN GEFUNDEN.”( Mk. 1,9 -11)
Welche Botschaft! Jesus erhält hier von seinem göttlichen Vater die exemplarische Antwort auf das tiefste Sehnen jedes Menschenherzens: geliebt zu werden und wertschätzende Anerkennung zu erhalten. Wenn wir diese beiden Realitäten in der einen oder anderen Form erhalten, z.B. in den Worten: Du bist toll, Du bist gut, das hast du großartig gemacht, ich hab dich lieb, du bist Spitze, Du bist super oder cool – wenn uns solche Worte geschenkt werden und sie ehrlich gemeint sind -, dann sind wir glücklich, dann blühen wir auf, dann strahlen wir – und das gilt für alle Völker, Kulturen und Rassen. Und genau dies ist dann die entscheidende Botschaft, die Jesus in Wort und Tat an die Menschen Seiner Zeit weitergibt, an Maria Magdalena, die Sünderin, an Zachäus, den korrupten Zöllner, an die Kranken, die Leidenden, die Armen. Der hl. Paulus weitet diese Erfahrung Jesu auf alle Getauften aus, indem er in Röm 5,5 schreibt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.”

Über viele Jahr hatte ich Probleme mit den Zeichen, die das Pfingstfest der Apostel (Apg 2) begleiteten: Wind, Feuerflammen, das Wunder, dass jeder Zuhörer die Rede des Petrus verstand, bis mir gezeigt wurde: Diese Zeichen machen nicht das Wesen von Pfingsten aus. Das Entscheidende ist die Ausgießung der Liebe Gottes – des Vaters durch Jesus – in alle seine geliebten Söhne und Töchter – das sind wir!

Ja, sind wir als Mitglieder der Charismatischen Erneuerung solche Menschen, bei denen die durch den Geist vermittelte Liebe Gottes angekommen ist. Sind wir Menschen der Liebe, die unseren Mitmenschen liebende Zuwendung, Achtung, Respekt, Wertschätzung schenken? Sind die Treffen unserer Gebetsgruppe angefüllt mit Liebe, mit gegenseitiger Zuwendung, die jeden und alle Teilnehmer erreicht und einschließt? Drei Mal endet Paulus einen seiner Briefe, z.B. 2 Kor 13,12 mit der Bitte: „Grüßt einander mit dem heiligen Kuss.” Gibt es bei uns solch eine liebende, frohe Umarmung oder reservieren wir sie nur für einige wenige gute Bekannte? Sind unsere Zusammenkünfte nur Treffen von frommen Leuten, die fromme Gebete sprechen, ohne tiefe Herzensverbundenheit mit den übrigen Teilnehmern? Ist das der Grund, warum Menschen, die neu zu uns stoßen, oft nicht lange bleiben, weil sie mehr oder weniger Fremde geblieben sind, weil sie keine herzliche Zuwendung erfahren haben.
Haben wir genügend Gelegenheiten geschaffen, um nicht nur miteinander zu beten und zu singen, sondern auch miteinander zu lachen, um einander zu ehren, einander besser kennenzulernen, um einer mit dem anderen die Lasten des Lebens zu tragen? Haben wir genügend Grillabende, Weihnachtsfeiern, Oster- und Geburtstagsparties? Machen wir gemeinsame Wallfahrten oder einfach Ausflüge, um in unserer Liebe füreinander zu wachsen? Oder sind wir festgefahren in dem monotonen Ritual des immer mehr oder weniger gleichen Ablaufs des Gebetstreffens mit wenig Raum, um in unseren Beziehungen zu wachsen – in Liebe und Wertschätzung?
Schwestern und Brüder, ich spüre, wir sollten den Heiligen Geist um die Gabe der Kreativität und Flexibilität bitten, so dass unsere Treffen zu einem Umfeld werden, das erfüllt ist mit spürbarer Liebe. Experimentieren wir da mal!

3. Der Heilige Geist blieb bei Jesus – Er ruhte auf ihm

Ein drittes Bibelwort bewegt mich: „Und Johannes bezeugte – nach der ersten Begegnung mit Jesus nach seiner Taufe- : Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm BLIEB. Auch ich kannte ihn nicht; aber ER, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, ER hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er BLEIBT, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.” (Joh 1, 32-33)
BLEIBEN ist im Johannesevangelium ein ganz wichtiges Wort, z.B. im Kapitel 15, 4-9: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. … Ihr könnt keine Frucht tragen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht … bleibt in meiner Liebe.”
Das Wort „bleiben” trifft mich tief und fordert uns alle heraus. Der Heilige Geist blieb bei Jesus bis zu seinem letzten Atemzug – bis zu dem Augenblick am Kreuz, an dem Er seinen Geist aufgab (nicht „starb”), so dass wir ihn empfangen könnten.
Ist der Geist bei uns geblieben, seit wir ihn zum ersten Mal bewusst (außerhalb der Firmung) empfangen haben? Oder ist er nur noch in unserer Erinnerung an die frühen Tage in der Erneuerung oder bei unserem Leben-im-Geist-Seminar? Wenn wir uns die Mitglieder unserer Gebetgruppe anschauen, können wir da ahnen, dass der Heilige Geist bei ihnen geblieben ist seit dem damaligen Heilig Geist Seminar oder ist der Geist verdunstet wie das Regenwasser nach einem Gewitter?
Was haben wir als Leiter unternommen, um sicherzustellen, dass der Geist eine lebendige Kraft – eine Liebeskraft – in unseren Mitgliedern geblieben ist?

Ich selber beginne jeden Tag im Bad – wo immer ich bin – mit dem Entzünden eines langen Streichholzes, dem Gebet „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei mir ein” und dem Singen in Sprachen. Ich nenne das „mein Mini-Pfingsten auf nüchternen Magen”.
Wir sind lebende Wesen und jede Zelle in unserem Körper muss jede Minute unseres Lebens mit Sauerstoff versorgt werden, mit Nahrung, mit Energie, sonst überleben wir nicht. Verstehen wir, dass dies vom Prinzip her auch für unser geistliches Leben gilt? Wie wir die Benzintanks unserer Autos regelmäßig nachfüllen müssen, um nicht stecken zu bleiben, so müssen wir Wege finden, um regelmäßig neu mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden.
In der Emmaus Gemeinschaft, die ich 1991 zusammen mit Joseph Aonu in Uganda gründen konnte, trifft sich seit 1995 – seit 20 Jahren – die ganze Hausgemeinschaft jeden Samstagabend von 20.30 – 22.00 Uhr, um sich neu nach dem Heiligen Geist auszustrecken. Wir geben Antwort auf den Ruf Jesu beim Laubhüttenfest: Wen dürstet, der komme zu MIR. Dieses Programm heißt „COME AND DRINK”. Immer wieder durften wir dabei neue Kraft, neue Salbung, neue Liebe inmitten von viel Schwachheit und Begrenztheit erfahren.
Wenn wir als Leiter feststellen, dass bei uns die Freude, die Liebe und Einheit, die Intensität des Lobpreises , die Verbindlichkeit der Teilnehmer abnehmen, dann brauchen wir eine neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist – Klagen hilft da nicht!
Es ist mein Vorschlag, dass wir mindestens alle 6 – 8 Wochen anstelle des traditionellen Gebetstreffens einen Heilig-Geist-Abend planen, ein Treffen im „Obergemach”, ein neues Pfingsten mit schlichtem Gebet (in kleinen Gruppen von 3 – 5) unter Handauflegung. Nach einer Zeit des Lobpreises hält jemand einen Impuls über den Heiligen Geist, der jetzt in dieser konkreten Situation benötigt wird: der Geist der Freude, wenn sich unser Treffen schwer und freudlos anfühlt, der Geist der Liebe, wenn es Spannungen gibt, der Verbindlichkeit, wenn einige nur noch unregelmäßig kommen, den Geist des Gebetes, wenn es zu viele Worte und zu wenig Herzenshingabe im Gebet gibt, den Geist des Lobpreises, wenn der Lobpreis zu einem Programm erstarrt ist, das einfach abgearbeitet wird, den Geist des Mutes zum Hinausgehen und Evangelisieren, den sich Papst Franziskus so sehr wünscht.

4. Über die GABEN DES GEISTES möchte ich euch nicht in Unkenntnis lassen

Das Wort vom Mut zum Hinausgehen und Evangelisieren führt mich zum nächsten Punkt. Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Korinther 12,1: Auch über die Gaben des Geistes möchte ich euch nicht in Unkenntnis lassen, meine Brüder und Schwestern. Dann in Vers 4 heißt es weiter: „Es gibt verschiedene Gnadengaben (charismata), aber nur den einen Geist”.
„Ich möchte euch nicht in Unkenntnis lassen”, schreibt Paulus. Wie sieht es bei uns in unserer Gebetsgruppe aus? Wie sieht es hier aus? Könnte ich hier jeden von euch fragen: Sag mir, welche Charismen findest Du in Dir? Und jeder könnte ohne langes Zögern zumindest 2 – 3 Begabungen nennen, die offensichtlich vom Heiligen Geist geschenkt wurden und die im täglichen Leben zur Anwendung kommen. Das wäre doch wunderbar. Aber ich fürchte, die Realität sieht anders aus. Sind nicht in der Tat viele der Mitglieder in unseren Gebetstreffen in Unkenntnis über ihre charismatischen Gaben?

Ich selber muss bekennen, bei jedem Leben-im-Geist-Seminar, bei dem ich mitgearbeitet habe, habe ich immer ausführlich über die Existenz der Charismen gelehrt. Ich habe sie aufgelistet und verschiedene Kategorien aufgezeigt: Wortgaben, Heilungsgaben, Leitungsgaben, die Gabe der Kreativität usw. Aber über Jahre habe ich es bedauerlicher Weise unterlassen sicherzustellen, dass am Ende jedes Seminars jeder Hans und Willi, jede Maria, Elisabeth und Gertrud sich voll klar war, mit welchem Charisma er oder sie von nun an neu oder vertieft ausgerüstet war, um damit von jetzt an der Gebetsgruppe, der Kirche und/oder anderen Menschen zu dienen. Ich habe versagt, die neu vom Heiligen Geist angerührten Menschen durch einen Prozess zu führen
– In dem jeder und jede still für sich aufschreiben sollte, welche Geistesgabe er oder sie an sich vermutete
– Dann in einem zweiten Schritt sich Bestätigung holen von Brüdern oder Schwestern (normalerweise zwei Personen), die einen gut kannten und die selbst-gefundenen Gaben oder auch andere, die bisher unbekannt geblieben waren, am Werk gesehen hatten: „Ja, diese Gaben hast Du. Das bestätigen wir.”
– Die dann in einem dritten Schritt gemeinsam erkunden würden, wo diese bestätigten Charismen den optimalen Einsatzort finden könnten: in der Gruppe, der Pfarrgemeinde, der bürgerlichen Gemeinde/Nachbarschaft, im Beruf, in einem Ehrenamt, in der Familie.
– Der vierte und letzte Schritt wäre dann, dass das gleiche Team dem Teilnehmer am Leben-im-Geist-Seminar die Hände auflegt, um den Geist zu bitten, hier und jetzt die spezifische Befähigung, Salbung, Bevollmächtigung zu schenken, so dass am Ende die größtmögliche Frucht dabei heraus kommt – ohne jede Überanstrengung.

Wir nennen uns Charismatische Erneuerung. Sind wir wirklich charismatisch oder lediglich fromme Beter (was natürlich auch wichtig ist), aber Jesus hat eine größere Vision für uns.
Es ist tragisch! Zu vielen Teilnehmern und Mitgliedern unserer Gebetsgruppen wurde es erlaubt, nachdem die Plätze der Leitung, des Lobpreisteams und der Lehre besetzt waren, einfach auf ihrem Stuhl zu sitzen, die Lieder mitzusingen, mal eine Fürbitte einzubringen und dann wieder nach Hause zu gehen – bis zum nächsten Treffen.
Papst Franziskus fordert in seinem Apostolischen Schreiben DIE FREUDE DES EVANGELIUMS das ganze Volk Gottes mit Leidenschaft auf, hinauszugehen und auf vielfältige Weise missionarisch – evangelistisch tätig zu werden.
Ich möchte aus Nr. 120 zitieren:
„Kraft der empfangenen Taufe ist jedes Mitglied des Gottesvolkes ein missionarischer Jünger geworden (vgl. Mt. 28,19. Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wären. Die neue Evangelisierung muss ein neues Verständnis der tragenden Rolle eines jeden Getauften einschließen. Diese Überzeugung wird zu einem unmittelbaren Aufruf an jeden Christen, dass niemand von seinem Einsatz in der Evangelisierung ablasse; wenn einer nämlich wirklich die ihn rettende Liebe Gottes erfahren hat, braucht er nicht viel Vorbereitungszeit, um sich aufzumachen und sie zu verkündigen; er kann nicht darauf warten , dass ihm viele Lektionen erteilt oder lange Anweisungen gegeben werden. Jeder Christ ist in dem Maß Missionar, in dem er der Liebe Gottes in Jesus begegnet ist; wir sagen nicht mehr, dass wir „Jünger” und „Missionare” sind, sondern immer, dass wir „missionarische Jünger” sind.”

Ich möchte vermuten, dass hier in Deutschland die CE auf weite Strecken ein gemächlicher geistlicher Strom geworden ist. Da gibt es kaum Stromschnellen (wie ich sie in Uganda am Nil gesehen habe), kaum Wasserfälle, vielmehr viel Routine, aber wenig Bewegendes, Kraftvolles, Lebendiges und Lebenspendendes. Es geht mir absolut nicht um Kritik – dazu habe ich keinerlei Berechtigung, sondern nur um konstruktive Schritte nach vorne. Dabei ist klar, der Weg zurück zu den begeisterten und begeisternden Anfängen ist verschlossen. Dennoch bin ich überzeugt, da der Heilige Geist der Gründer der weltweiten CE ist, möchte ER, dass die CE lebt, weiter wirkt und reiche Frucht trägt. Eine CE, die der Vision von Papst Franziskus in seinem Dokument DIE FREUDE DES EVANGELIUMS entspricht, die aus sich herausgeht und neue Menschen erreicht. Das ist auch meine Vision: Es braucht eine Erneuerung der Erneuerung. Um diesem Ziel näher zu kommen, dazu sollen die folgenden drei Schritte dienen.

5. Unsere missionarische Sendung

Wieder beginne ich mit einem bekannten österlichen Schrifttext: „Wie mich der Vater gesandt hat”, – der mich am Jordan mit dem Geist der Liebe erfüllt hat – „ so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist.” (Joh 20,20-22)
Jede charismatische Gruppierung, die nicht aus dieser Sendung, aus diesem missionarischen Impuls lebt und wirkt – nach innen und außen -, ist letztlich nicht authentisch charismatisch. Eine ganz wesentliche Dimension fehlt ihr – wie eine Messe ohne Wandlung. Ausgerüstet mit Charismen haben wir von Jesus einen missionarischen Auftrag erhalten. Es wäre ein Widerspruch dazu, wenn wir lediglich Konsumenten in dieser Bewegung wären statt Mitarbeiter am Aufbau des Reiches Gottes. Wir sind hinausgesandt aus der Komfortzone und hinein in Kirche und Welt. Wie Jesus ausgerüstet war mit unglaublicher Kraft und Vollmacht, mit unglaublichen Gaben und Begabungen, so haben auch wir Kraft, Gaben und Begabungen erhalten, selbstverständlich in begrenztem Maße, aber allzu oft bleibt auch dieses Wenige einfach brach und ungenützt liegen.

Zu viele Gebetsgruppen treffen sich alle 1 – 2 Wochen (oder sogar noch weniger), sie machen Lobpreis, sie hören einen Impuls, sie halten Fürbitte, sie singen – wenn es gut geht 1-2 Minuten in Sprachen – und dann geht jeder wieder nach Hause. Sie waren im Obergemach gewesen, aber der Geist und sein Wirken waren kaum spürbar geworden. Anstatt bevollmächtigt worden zu sein für einen liebenden Dienst – mag er auch noch so klein sein – allein der Gedanke an missionarisches Wirken, an ein Wirken nach außen, war nirgendwo erwähnt worden, hätte vielleicht sogar Furcht und Erschrecken geweckt. „Ich kann so was nicht!”
Bei dem großen Treffen von Papst Franziskus mit 52.000 Charismatikern im Olympiastadium in Rom im Juni 2014 sagte er den Anwesenden: „Ich erwarte von euch eine Evangelisierung mit dem Wort Gottes, die verkündet, dass Jesus lebt und alle Menschen liebt ….Geht auf die Armen und Notleidenden zu, um über ihren Leib den verwundeten Leib Christi zu berühren. Lasst euch vom Heiligen Geist leiten. Bitte sperrt den heiligen Geist nicht in den Käfig.”
Während ich den Hl. Vater mit solcher Begeisterung zitiere, bin ich mir sehr bewusst, wie begrenzt wir alle hier sind, sowohl an Zeit wie auch an Energie. Kaum einer von uns ist erst 25 Jahre alt. Unsere erste Verantwortung gehört unserer Familie, dann folgt der Beruf (soweit wir nicht pensioniert sind). Da ist dann noch unsere Pfarrgemeinde und erst dann kommt die CE. Ich weiß sehr wohl, es braucht hier großen Realismus. So denke ich an einen Dienst von 2 – 3 Stunden 1 x im Monat, um alte Menschen zu besuchen, Nachbarn, Flüchtlinge, um Kinder – vor allem von Migranten – zu uns ins Haus einzuladen.
Ich denke konkret an eine Mutter, die mit anderen Müttern ausgemacht hatte, dass sie jeden Donnerstagmittag drei, vier Kinder an einer Grundschule abholen und in ihre Nachbarschaft zurückbringen würde. Die Schule stand direkt neben der Kirche. Sie wurde vom Geist inspiriert, sich für die Kirche einen Schlüssel zu erbitten und die Kinder zunächst zu einem kurzen Besuch in die Kirche zu führen, ihnen nach und nach das Weihwasser, den Tabernakel, das Ewige Licht usw. zu erklären und dann vor dem Altar ein kleines Gebet und das Vater Unser mit ihnen zu sprechen. Das alles dauerte etwa 15 Minuten einmal die Woche, aber die Kinder wurden zu Jesus geführt, sie wurden evangelisiert. Dies alles sind nur Beispiele. Wie wunderbar wäre es, wenn jedes Mitglied einer Gebetsgruppe am Ende eines Monats berichten, ja, Zeugnis geben könnte: Ich konnte dies und das tun und habe dabei dies und das erlebt. Wie schön wäre es obendrein, wenn solche Dienste von zwei oder drei Personen gemeinsam verrichtet werden könnten – wie Jesus seine Jünger beauftragt hatte, zu zweit zu gehen.

Es gibt so viele Weisen und Möglichkeiten, um Menschen liebende Zuwendung zu schenken. Zweifellos werden wir manchmal durch Situationen herausgefordert werden, aber ebenso zweifellos werden wir die Führung des Heiligen Geistes erfahren und seine Kraft, seine Freude. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes erfahren” (Apg 1,8), sagt Jesus seinen Jüngern kurz vor seiner Himmelfahrt. Wir werden mehr beten. Wir werden uns tiefer nach dem Heiligen Geist ausstrecken. Wenn wir Liebe schenken, selbst wenn wir nur eine Nachbarin besuchen oder zu einer Tasse Kaffee ins Haus einladen, dann werden wir selber mehr von der Liebe Gottes empfangen durch den Heiligen Geist. Wir werden Freude erleben, wir werden glücklich sein und spüren, hier empfangen wir ein Stück Fülle des Lebens.

6. Die wichtigste Sendung: die Erfahrung des Heiligen Geistes weiterzugeben

Unter allen missionarischen Einsätzen gibt es einen, der der absolut wichtigste ist: Den Heiligen Geist, den man selber empfangen hat, an andere Menschen weiterzugeben. Alles was lebt – ob Pflanzen, Tiere oder Menschen – ist von Gott in seiner Schöpfungsordnung dazu ausgerüstet, das eigene Leben weiterzugeben. Das gilt auch für das geistliche Leben. Hören wir zunächst wieder ein Beispiel aus der Schrift: Paulus kam nach Ephesus hinab. Er traf einige Jünger und fragte sie: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?” (Apg 19, 1-2)
Als Paulus diese Männer traf, spürte er sehr schnell, dass ihnen etwas fehlte. Auf Grund ihrer Verhaltensweise, ihrer mangelnden Ausstrahlung, vermutete er, dass sie nicht volle Christen waren. So unternahm er umgehend Schritte, um sicher zu stellen, dass sie mit dem Heiligen Geist erfüllt würden.
Eines der großen Probleme der weltweiten Charismatischen Erneuerung ist die Tatsache: Wir haben das Gespür dafür verloren, ob der Heilige Geist in einer Person am Werke ist, ob jemand aus der Kraft des Geistes lehrt und leitet, betet und singt oder ob er ein Macher und Schaffer ist – aus menschlicher Kraft. Offensichtlich liegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Realitäten sehr nahe bei einander. Es braucht eine längere Zeit der Beobachtung bis es deutlicher wird, welche Kraft hier am Werke ist. Ich erinnere mich an den Leiter einer charismatischen Gemeinschaft. Er war ein toller Organisator von allen möglichen Veranstaltungen, aber ich fand es schwierig, in ihm die Salbung des Geistes zu entdecken. Als ich ihm vorschlug, es wäre vielleicht gut, neu mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden, war seine Antwort: „Aber ich habe doch den Geist 1988 empfangen”.
Vielleicht kann sich jeder hier kurz fragen: Wann habe ich zum letzten Mal eine gesegnete und gesalbte Berührung des Heiligen Geistes erfahren?
Wie schon gesagt, 1973 bin ich zwei amerikanischen Ordensschwestern in Ghana in Westafrika begegnet, die kürzlich an einem Leben-im-Geist-Seminar teilgenommen hatten, dem ersten in Ghana. In aller Schlichtheit fragten sie mich: Dürfen wir mal mit Dir beten? Sie nahmen mich mit auf ihr Hotelzimmer, gaben mir einen Stuhl, legten ihre Hände auf meine Schultern und der Heilige Geist überflutete mich auf unvergessliche und bis heute wirksame Weise, auch ohne, dass ich an einem Seminar teilgenommen hatte.
Zwei oder drei Tage nach diesem Abend kniete ich mit den Professoren und Studenten des Priesterseminars, wo ich Theologie unterrichtete, zur Morgenmeditation in der Seminarkapelle und frage den Herrn: Was soll ich mit dieser Erfahrung anfangen? Als Antwort hörte ich eine klare Stimme, die sagte: „Ich will, dass du bis zum Ende deines Lebens dafür sorgst, dass so viele Menschen wie nur irgend möglich eine ähnliche Erfahrung machen.” Während der vergangenen 42 Jahre habe ich versucht, diesem göttlichen Auftrag treu zu bleiben.

Ich bin überzeugt, die Kraft des Geistes an andere Menschen weiterzugeben ist der primäre Auftrag, den Jesus selber dieser Bewegung übertragen hat. Das vorrangige Mittel dazu ist das Leben-im-Geist-Seminar, aber es wäre ein Missverständnis, wenn wir nur diesen einzigen Weg benutzen würden, um den Heiligen Geist an andere Menschen zu vermitteln. Oft ist nur ein kurzes Gebet, eine kurze Handauflegung oder sogar nur ein Telefonat möglich. Solange wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen und spüren „Das ist jetzt dran!”, sollten wir keinen Augenblick zögern, es auch zu tun. Das Ergebnis bleibt dann dem Geist selber überlassen. Ein wunderbares Beispiel ist Hananias in Apg 9, der für Paulus in Damaskus betete, der kurz zuvor auf der Straße die Begegnung mit Jesus gehabt hatte.
In den vergangenen zwei Jahren, seit die neue Seminaranleitung „LEBEN AUS DER KRAFT DES HEILIGEN GEISTES” herauskam, hat es in Deutschland eine ganze Reihe von solchen Seminaren gegeben, worüber ich mich sehr freue. In den Jahren zuvor, so ist mein Eindruck, fand die Weitergabe des Geistes in solchen Seminaren nur an ganz wenigen Orten und in großen zeitlichen Abständen statt. Vor allem standen zu oft die verschiedenen Vorträge im Mittelpunkt des Geschehens. So wurde aus dem Seminar ein anregender und ermutigender Glaubenskurs, aber es fehlte die Erfahrung des mächtigen Wirkens des Geistes, die Erfahrung der Verwandlung und Erneuerung, die Erfahrung der Ausgießung von göttlicher Liebe. Da wurde der Kopf bewegt, aber die Herzen wurden nur wenig erreicht. Darf ich das so sagen oder liege ich falsch? Ich lasse mich gerne korrigieren.


7. Eine neue Vollmacht für eine neue Zeit

Wir kommen zu unserem letzten Punkt, zur letzten Schriftstelle: „Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib Deinen Knechten die Kraft, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden. Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines Knechtes Jesus. Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes.” (Apg 4,29-30).
Im Juli 2014 durfte ich an der Weltkonferenz der Charismatischen Erneuerung in Kampala / Uganda teilnehmen zusammen mit 2 500 Menschen aus 52 Nationen. Michelle Moran, die englische Präsidentin unserer Bewegung, gab ihrer Überzeugung Ausdruck, dass der Herr eine neue Phase der Erneuerung vorbereitet, eine neue Frühlingszeit der Kirche – unter Papst Franziskus.

Wenn wir die gegenwärtige Situation unserer Kirche anschauen – geschüttelt durch zahlreiche Skandale bis hinein in den Vatikan auf der einen Seite und auf der anderen das ständige Umstrukturieren der Gemeinden auf Grund des zunehmenden Priestermangels, dann sehen wir:
– Wie vor allem in der westlichen Welt (Europa und USA) der Gaube verdunstet wie das Regenwasser nach einem heftigen Gewitter.
– Dass die Priester wegschmelzen wie der Schnee in der Sonne.
– Wir erleben nicht nur offene Opposition christlichen Werten gegenüber, sondern sogar per Gesetz die Abschaffung dieser Werte, vor allem auf dem Gebiet der Familie, der Sexualität und des Lebens der Ungeborenen.
– Obendrein finden wir in einigen islamischen und kommunistischen Ländern wie dem Irak, China und Nordkorea direkte Verfolgung, Unterdrückung und Martyrium.
Das ist die eine Seite. Aber wo viel Ungnade ist, da fließt noch mehr göttliche Gnade. Jedenfalls scheinen die frommen Gebetstreffen der CE nicht mehr eine angemessene Antwort auf die gegenwärtige Kirchen- und Weltsituation. Wir brauchen eine neue Kraft und Furchtlosigkeit, wir brauchen „dicke” Zeichen und Wunder, richtig volle und unbestreitbare Heilungen, um unsere ungläubige und materialistische Welt zu erreichen und anzurühren. Wir müssen lernen, neu und tiefer zu beten – alleine und gemeinsam – mit neuer Zuversicht und Kühnheit, mit glaubender Erwartung, so dass die Situation, in der sich unsere Charismatische Erneuerung, unsere Kirche und unsere Welt befindet, so erschüttert wird, dass deutlich wird, dass Jesus nicht nur vor 2000 Jahren ein netter, lieber Mensch war, sondern dass ER auch heute König der Könige und Herr der Herren ist, das ER durch Seinen Geist am Werke ist, die Herzen der Menschen an sich zu ziehen. Vor einiger Zeit las ich von einem Treffen von Leitern einer Gebetsgruppe. Ein Mitglied hatte bei einer Zeit des Lobpreises ein Bild von einem Tsunami, bei dem sich zunächst das Wasser zurückzieht, um dann mit riesigen Wellen zurückzukommen. Alle Anwesenden spürten, wir sind in einer Zeit der Vorbereitung auf eine mächtige Welle von Gottes Gnade und wir sollten uns darauf vorbereiten. Das Team entschied: Wir beten jetzt eine längere Zeit in Sprachen. Es wurden dann 15 Minuten. Am Ende verpflichteten sich alle, täglich 15 Minuten lang in Sprachen zu beten. Auch ich wurde sehr angesprochen und habe seither – vor allem am Morgen im Bad – das Sprachengebet reichlich benutzt. Ja, seien wir bereit für Neues, für Großes.


Zusammenfasung

Am Ende lasst mich noch einmal kurz zusammenfassend die sieben Schritte aufzählen, die mir der Geist aufs Herz gelegt hat, um einen Beitrag zur Erneuerung der Charismatischen Erneuerung, zur Verlebendigung unserer Bewegung zu leisten:

1. Haben wir Sehnsucht nach einer Kirche, die wenigstens zum Teil so aussieht wie die Urkirche? Sind wir durstig nach dem lebendigen Wasser des Geistes, das aus dem durchbohrten Herzen Jesu fließt? Sehnsucht ist die erste Bedingung für eine neue Erfüllung mit der Kraft des Geistes! Ohne Sehnsucht geht gar nichts.

2. Der Wesenskern von Pfingsten besteht in der Ausgießung der Liebe Gottes – genau so, wie das der Fall für Jesus war. Was wir für uns und unsere Mitmenschen suchen, ist eine neue Erfüllung mit göttlicher Liebe.

3. Wir sind aufgerufen sicherzustellen, dass der Geist nicht nur eine Augenblickserfahrung – mit momentaner Gänsehaut – für uns ist, sondern in jedem von uns , in unserer Gebetsgruppe, in unserer Diözese BLEIBT – wie ursprünglich in Jesus.

4. Wir sind beauftragt, dass jeder von uns seine Gott-gegebenen Charismen zum Einsatz bringt, dass wir unsere Talente nicht vergraben, sondern damit reiche Frucht tragen. Und im Verschenken von liebender Zuwendung und liebenden Diensten wird der Geist uns neu mit Liebe beschenken. Im Geben werden wir empfangen.

5. Um ein echtes Mitglied der Charismatischen Erneuerung zu sein, gehört es dazu, dass wir nicht nur an Gebetstreffen teilnehmen, sondern bereit sind, missionarisch-evangelistische Einsätze – mögen sie noch so klein und bescheiden sein – zu unternehmen. Pfingsten ist die Quelle von missionarischem Wirken, von Aus-sich-herausgehen. Sonst haben wir den Sinn unserer Berufung verpasst. Ein Rohr, durch das kein Wasser fließt, verrostet.

6. Die beste und einfachste Weise, um neu mit dem Geist erfüllt zu werden, ist die, ihn an andere Menschen weiterzugeben. Das Rohr, das Wasser spendet, wird selber nass. Unser vorrangiger Auftrag ist es, auf verschiedenste Weise und zu verschiedenen Zeiten den Geist an andere weiterzugeben.

7. Wir brauchen eine neue Qualität von geistlicher Vollmacht. Wenn wir nachher um eine neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten, dann sollte in unseren Herzen das Verlangen brennen, das die Menschen der Urkirche erfüllte: „Doch jetzt, Herr, strecke deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen.” Wir brauchen eine neue Vollmacht, eine neue Liebeskraft, damit wir, die Kirche und „das Angesicht der Erde erneuert” werden durch den Geist Jesu, den ER uns versprochen hat.