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Vom Heiligen Geist angesprochen – 50 Jahre Charismatische Erneuerung im Bistum Passau

Bauernfeind

Die Charismatische Erneuerung (CE) im Bistum Passau begeht ein Jubiläum. Es gibt sie hier seit 50 Jahren. Ich gratuliere dazu von ganzem Herzen.

Pfarrer Gerhard Stern bat mich, einige Zeilen zu verfassen, wie ich die CE im Bistum sehe und wie ich sie als Gemeinschaft von Glaubenden erfahre.

Da ich nach meiner Sichtweise befragt worden bin, antworte ich mit drei Statements:

Ich bin fasziniert. Ich freue mich. Ich bin dankbar.

 

  1. Statement: Ich bin fasziniert

Ich bin fasziniert. Als vor 50 Jahren eine Gruppe von Frauen und Männern zusammen mit P. Hubertus Tommek SJ, der im April 2021 verstorben ist, das Pfingstfest bedachten und vertieften, geschah für viele etwas sehr Befreiendes. Durch einen neuen Blick auf den Heiligen Geist kamen sie Gott im inneren Erleben näher als je zuvor. Der Heilige Geist wurde als ein Spender von Gaben, von Charismen, erfahren, der mit unbeschreiblicher Freude und Liebe erfüllte. Die Christen und Christinnen vor 50 Jahren spürten auf motivierend-inspirierende Weise, dass sie zu Christus zu gehörten und er zu ihnen gehören wollte. Sie entdeckten mit pulsierendem Herzen, wie bedeutungsvoll es ist, zusammen mit Jesus Christus Kirche zu sein, das kirchliche Leben (bei Gottesdienst und Gebet) mitzugestalten, die emotionale Seite des Glaubens zuzulassen, dem Nächsten zu dienen und miteinander und füreinander zu beten. Der Heilige Geist war ihre Kraft. Er entfachte bei ihnen die Freude, auf Jesus zu schauen und Kirche zu sein. Sie fühlten ihre Berufung als Getaufte von Jesus Christus her. Nicht nur geweihte Priester bedurften dieses inneren Eros, um mit Liebe den Dienst Christi in der Kirche zu tun, sondern alle Getauften. Sie wussten sich angesprochen. So erwuchs die CE im Bistum Passau als eine Gemeinschaft von Glaubensgeschwistern. Bis heute setzt sich diese Kraftentfaltung in der Kirche des Bistums fort und wirkt segensreich weiter – hier bei uns und weltweit.

 

  1. Statement: Ich freue mich

Ich freue mich, Menschen, die vom CE-Geist erfüllt sind, zu begegnen. Denn sie strahlen Hoffnung und Glauben aus. Sie versuchen aus ihrem Glauben heraus das Leben mit seinen vielen Herausforderungen zu meistern. Sie haben keine Berührungsängste, zur Lehre der Katholischen Kirche zu stehen. Sie wollen verstehen, wer die Kirche ist, wer sie in dieser Kirche sind und welchen Beitrag sie einbringen können. Sie nehmen einander ernst, lassen einem Gesprächspartner spüren, dass sie ihn wertschätzen, antworten ehrlich – auch respektvoll zumutend – und bringen einander ins Gebet. Aus dem gläubigen Mut heraus, das Herz für den Heiligen Geist zu öffnen, schöpfen sie Kraft für sich und für alle diejenigen, die Kraft brauchen, mit Lebenssituationen und Krisen zurechtzukommen. Sie sind gläubig, suchen nach einem verantwortbaren Glauben und übernehmen Verantwortung in Kirche und Welt aus dem Glauben heraus. Papst Franziskus bezeichnete die Charismatische Erneuerung als einen „Strom der Gnade“ in der Kirche, für die Kirche und zum Wachstum des Glaubens. Die Zusammenkünfte in Gebetsgruppen, Hauskreisen, bei Segnungsgottesdiensten und Treffen aller Art stärken die Kirche und den Glauben der einzelnen im Bistum. Zugleich entfaltet sich eine ökumenische Offenheit, wenn sie mit den Mitgliedern anderer kirchlicher Gemeinschaften die Erfahrung des Heiligen Geistes als Quellgrund der Freude und eines Lebens aus dem Glauben heraus teilen. Hier ereignet sich eine vom Heiligen Geist geführte Konvergenz, die unendlich wertvoll für eine Einheit der Christenheit ist.

 

  1. Statement: Ich bin dankbar

Ich bin dankbar. Es war und ist für mich eine Freude, mit Frauen und Männern der CE im Bistum Passau zusammenzuarbeiten. Engagiert und verantwortsbereit haben Mitglieder der CE Glaubenszeugnisse (z. B. für das Sakrament der Versöhnung) gegeben, bei Veranstaltungen der Diözese und bei Gottesdiensten (z. B. Nacht der Lichter, Segnungsgottesdienste) aktiv mitgewirkt. So konnten viele (vor allem auch geistliche) Initiativen zu Segen für viele gelingen. CE-Frauen und –Männer, junge und ältere, bringen viel Dynamik mit und überraschen die Glaubensgeschwister, die die CE nicht kennen, durch ihre Offenheit, miteinander über den Glauben zu sprechen, ihre Hoffnung auf das Wirken Gottes auszudrücken und in Segensworten sich der Ängste und Nöte von Menschen anzunehmen. Sie bezeugen, dass es unbeschreiblich schön, aufrichtend und das Herz erfüllend ist, mit Gott im Gebet zu sprechen, auf den Heiligen Geist zu hoffen und ihn sogar direkt anzusprechen. Freilich gibt es Mitchristen und –christinnen, die nicht in dieser Weise ihren Glauben ausdrücken wollen oder können. Diese Tatsache respektieren die CE-Mitglieder aus innerer Haltung heraus und drängen sich nicht auf. Auch das ist eine Kunst.

 

Ich bin fasziniert, froh und dankbar, dass es die CE im Bistum Passau seit 50 Jahren gibt. Die Freunde und Freundinnen der CE stärken unser Glaubensleben, ermutigen, bewusst persönlich den Glauben zu gestalten und zu bekennen, tragen kirchliches Leben unersetzlich mit und lassen unsere kirchlichen Blicke ökumenisch weiten. Nicht zuletzt führen sie uns in Bereiche eines innerlich erlebten Glaubens hinein, in ein persönliches Angesprochen-sein vom Heiligen Geist, das enge Glaubensschemata sprengt und in neue Weiten führt – auch bei mir.

Alles Gute und Gottes Segen für die CE im Bistum Passau. Ad multos annos.

Domdekan Msgr. Dr. Hans Bauernfeind,

Leiter der Hauptabteilung Seelsorge und Evangelisierung