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Wissenschaftliche Studie untersucht „Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen”

dbk

In Ehen und Partnerschaften sind Konflikte und Enttäuschungen unvermeidlich. Daher bedarf es immer wieder der Bereitschaft, verletzende Äußerungen und kränkende Verhaltensweisen zu vergeben. Längerfristig kann ein befriedigendes Zusammenleben in der Partnerschaft nur gelingen, wenn sich Gefühle wie Enttäuschung und Ärger wieder in Wohlwollen für und Annäherung an den Partner wandeln. Wo Verzeihen gelingt, erleben sich die Partner als zugewandt.

Bisher hat es nur wenig Beachtung für die Frage nach Vergebung und Verzeihen in Paarbeziehungen innerhalb der Wissenschaft gegeben. Dazu liegen jetzt erste Ergebnisse der aktuellen Forschungsarbeit vor, die der Bundesverband bei TNS EMNID deutschlandweit und repräsentativ in Auftrag gegeben hat.

An der Befragung nahmen 1.400 Frauen und Männer teil. Diejenigen, die ihren christlichen Glauben im Alltag miteinander leben, berichten von einem guten psychischen Wohlbefinden und von einem ausgeprägten Wohlwollen ihrem Partner gegenüber. Die Ergebnisse legen nahe, dass diese Personengruppe offensichtlich leichter verzeihen kann, weil sie „Vergeben und Verzeihen” als Element ihres partnerschaftlichen Lebensstils und zugleich Teil ihres Glaubens umsetzen kann.

Außerdem wurden zum gleichen Thema insgesamt 350 Paare befragt, die Klienten einer Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle waren und zusätzliche Paare, die religiös gebunden, aber nicht Klienten waren. Erste Ergebnisse aus diesen Befragungen zeigen, dass psychisches Wohlbefinden und Wohlwollen dem Partner gegenüber es leichter machen, einander zu verzeihen. Bestehen hingegen Groll und Ärger, stockt der Prozess des Vergebens und die Paare bleiben unzufrieden. Religiosität hat bei den Paaren, die eine Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle aufsuchen, nur geringen Einfluss auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft. Wie religiös orientierte Praxis helfen kann, mit Kränkungen und Verletzungen im konkreten Leben besser umzugehen, stellt sich daher als Aufgabe für die Kirchen und religiösen Gemeinschaften, aber auch für die Gesellschaft: Paare sollen befähigt werden, nach Kränkungen, herablassender Kritik oder sexueller Untreue in der Partnerschaft das verloren gegangene Wohlwollen wieder aufzubauen, die emotionale Bindung wiederherzustellen und Groll bzw. Ärger angemessen auszudrücken. Die Ergebnisse der Befragungen können in die Diagnostik und Beratung der Paare einfließen.

Die Studie macht deutlich, dass eine Form von Vergebungskompetenz zu einem „Allgemeingut” im Sinne von Wissen und Handlungskompetenz werden sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nach Meinung des Bundesverbandes nötig, das Thema „Vergeben und Verzeihen” in Unterricht, Erwachsenenbildung, Ehevorbereitung sowie in kirchlicher Verkündigung ausdrücklich und praxisnäher einzubringen, als dies bisher geschieht. Der Bundesverband wird sich in Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der TU Braunschweig und der Katholischen Hochschule Mainz um die weitere Auswertung der Daten und den Transfer der Ergebnisse in die beraterisch-therapeutische Praxis und in die verschiedenen Tätigkeitsfelder der Kirche bemühen. Darüber hinaus sollen Handreichungen für Seelsorge, Erwachsenenbildung und Schulen entwickelt werden, die helfen können, stärker auf das Thema „Vergeben und Verzeihen” einzugehen.

Hinweis:
Der Bundesverband veranstaltet am 5. Februar 2015 in Köln in Zusammenarbeit mit dem Familienbund der Katholiken und der Katholischen Bundeskonferenz für Ehe-, Familien und Lebensberatung eine Tagung zum Thema. Dort werden die Ergebnisse der Befragung ausführlich vorgestellt und pastorale Konsequenzen aus den Ergebnissen diskutiert. Einen Einladungsflyer finden Sie als pdf-Datei unter www.dbk.de. Weitere Informationen sind auf der Internetseite des Bundesverbandes unter www.bv-efl.de verfügbar.