Der „Ökumenische Bericht” wird von der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD gemeinsam herausgegeben. Dieses ökumenische Zeugnis sei wichtig, so Erzbischof Schick, weil es der Wunsch beider Kirchen sei, bei diesem Thema gemeinsam zu handeln. „Das Unrecht, das Christen aufgrund ihres Glaubens erleiden, ist kein konfessionelles Thema. Wir möchten in der Öffentlichkeit deshalb mit einer Stimme sprechen.” Mit der gebotenen Gründlichkeit und wissenschaftlich nachvollziehbaren Methoden werde die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen untersucht. Die Kirchen seien überzeugt, dass den betroffenen Mitchristen umso besser geholfen werden könne, „wenn wir die Situationen der Repression tiefer durchschauen und besser verstehen”, beschrieb Erzbischof Schick die Absicht des Berichts.
Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland hätten schon in der Vergangenheit immer wieder auf grundlegende Menschenrechtsverletzungen und brutale Gewalttaten gegen Christen in der Welt aufmerksam gemacht, unterstrich Bischof Schindehütte. Die jährlichen Fürbitten der evangelischen Kirche am Zweiten Sonntag der Passionszeit (Reminiszere) sowie der katholische Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen am 26. Dezember seien wichtige Aktivitäten in den Ortsgemeinden. Daneben setzten sich die Kirchen jenseits der Öffentlichkeit durch direkte Interventionen bei Botschaftern und Regierungen für die notleidenden Glaubensgeschwister ein. Mit dem erstmals vorgelegten Bericht wollten die Kirchen in Deutschland vor allem Öffentlichkeit und Politik auf die Bedrohungssituationen und Anfeindungen gegenüber Christen in der Welt aufmerksam machen. Bischof Schindehütte: „Letzten Endes ist es aus unserer Sicht nicht entscheidend, wie viele Menschen genau wegen ihres christlichen Glaubens Opfer von Menschenrechtsverletzungen werden. Denn jeder einzelne Mensch ist einer zu viel!”
Autor des „Ökumenischen Berichts” ist Dr. Theodor Rathgeber. „In der Untersuchung werden die Zusammenhänge und Hintergründe dargestellt, die den Nährboden für Feindseligkeit oder gar Gewalt gegen Christen bilden. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass dort, wo die Situationen der Bedrängnis und die ihnen zugrunde liegenden Strukturen klarer erkannt werden, auch die Chance eines klugen politischen Engagements wachsen kann, das die Lage der Betroffenen wirklich verbessert”, so Rathgeber. Deutlich werde in dem Bericht, dass die Restriktionen der Religionsfreiheit in den letzten Jahren sowohl durch Regierungshandeln als auch durch soziale Anfeindungen in Europa, dem Mittleren Osten, Nordafrika und der Sub-Sahara-Region zugenommen haben. Rathgeber zufolge befinden sich die meisten Länder mit stark negativen Veränderungen in der Sub-Sahara-Region. Europa und Amerika weisen hingegen die wenigsten Länder mit Restriktionen auf. Viele Länder mit sehr schlechten Bewertungen sind im Mittleren Osten und Asien zu finden, das heißt in Gebieten, in denen eine Religion Privilegien erfährt und andere ausgeschlossen werden. Die Länderbeispiele führen zu der Schlussfolgerung, dass sowohl von der Regierung als auch vom sozialen Umfeld ausgehende Beeinträchtigungen häufig Hand in Hand gehen und sich wechselseitig bestärken.
Die Studie ordnet das Phänomen der Bedrängung und Verfolgung von Christen in den jeweiligen politischen, sozialen und juristischen Kontext sowie in die Auseinandersetzungen um Rechtsstaatlichkeit und den Schutz der Menschenrechte ein. Dies soll auch dazu beitragen, Stereotypen und Vereinfachungen zu vermeiden und gleichzeitig die Solidarität von Christen untereinander zu fördern. Auch gelangen nicht-christliche religiöse Minderheiten in den Blick. Dazu erklärte Bischof Schindehütte: „Für die christlichen Kirchen gibt es keine Alternative zum Eintreten für die Religionsfreiheit – und zwar für alle und an allen Orten. Ich kann nicht einfach für meine bedrückten Schwestern und Brüder beten und dabei all jene außen vor lassen, die ebenfalls aufgrund ihres Bekenntnisses Opfer von Menschenrechtsverletzungen werden.” Auch Erzbischof Schick legte dar, dass den Kirchen aufgegeben sei, den ‚um Jesu willen’ bedrängten Christen und allen zu Unrecht Verfolgten solidarisch beizustehen: „Gefordert ist unser Gebet. Aber auch der aktive Einsatz für die weltweite Verwirklichung der Religionsfreiheit ist Glaubenspflicht.”
Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD unterstreichen in dem Bericht: „Wo Christen bedrängt werden, ist auch die Freiheit anderer religiöser Bekenntnisse unter Druck. Wenn wir durch diesen Bericht die Solidarität mit den verfolgten Mitchristen stärken, wollen wir allen nahe sein, deren Freiheit und Recht missachtet werden.”
Hintergrund:
Der „Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit” wird 2013 erstmals gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland herausgegeben. Auf 84 Seiten werden Berichte und vertiefende Länderbeispiele ausgewertet, um gegenwärtige Trends in der Situation christlicher Minderheiten darzustellen. Der Bericht ist als Download unter www.dbk.de und www.ekd.de abrufbereit und kann auch als Broschüre bestellt werden.
Die Statements von Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Bischof Martin Schindehütte und Dr. Theodor Rathgeber während der Pressekonferenz in Berlin finden Sie im Anhang sowie unter www.dbk.de und www.ekd.de.
Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: Juli 2013) aus den 27 deutschen Diözesen an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, zu gegenseitiger Beratung, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.