Scroll Top

Gender mainstreaming – Gleichberechtigung oder Sexualisierung?

mann

1. Theorie und Praxis der Gender-Ideologie

„Gender” hieß 1978 noch „sprachlicher Genus, Geschlecht (der, die, das)”. Seit den 90er Jahren wird „gender” (soziales Geschlecht) als Gegensatz zu „sex” (biologisches Geschlecht) verwendet. Ein Beispiel: Die Richterin Debora (AT, Ri 4, 4ff.) hat das biologische Geschlecht (sex) einer Frau und die soziale Rolle (gender) eines Mannes: üblicherweise waren Männer Richter (ähnlich Prophetin Hulda 2 Kön 22, 14; 2 Chr 34, 22). Inzwischen heißt Gender aber auch „emotionales Geschlecht”: d. h. „wie fühle ich mich und wie äußert sich mein sexuelles Begehren”: hetero-, homo-, bi-, trans-, inter-sexuell. Es gibt nach der Gender-Ideologie viele Geschlechter, bei Facebook 60. Familienministerin Kristin Alheit (SPD Schleswig-Holstein) im Bildungsplan 2015: „Es gibt so viele Geschlechter, wie es Menschen gibt.” Die Botschaft ist bei meinen Studenten angekommen, sie finden es toll, dass die Bibel so gender-sensibel sei: z. B. im Magnifikat: „es werden mich loben alle Geschlechter” (gemeint sind aber alle Generationen).

„Mainstreaming” ist ein Kunstwort und meint: „etwas zur selbstverständlichen Hauptströmung in der Gesellschaft machen” – nach der Methode „Top Down” (Weltfrauenkonferenz Peking 1995, von weißen Westlerinnen beschlossen, von EU, UN und Bundesregierung seit 1999 (rot-grün) übernommen, in Yogjakarta-Prinzipien 2007 festgelegt). „Gender” soll zum Denken der Mehrheit der Bevölkerung werden, ohne dass die Bevölkerung das gewählt oder gewollt hätte – durch Umerziehung/Bildungspläne. Nicht mehr die biologischen Grundlagen, sondern die gewählten Rollen sollen unser Denken bestimmen. Vordenker dieser Ideologie (die weltanschaulich vorausgesetzt, aber nicht wissenschaftlich fundiert wird) sind Simone de Beauvoir (1908-86, bisexuell lebende Philosophin, Schriftstellerin), Michel Foucault (1929-1984, Philosoph und bekennender Homosexueller) und Judith Butler (geb. 1956, lesbisch-lebende Philosophin, Rhetorik-Professorin, Autorin von „Das Unbehagen der Geschlechter”, 1990/1). Philosophische Grundlage ist der Konstruktivismus: Das Individuum soll seine Geschlechts-Identität selbst gestalten können, „alles ist formbar”, es gebe keine „natürliche” Neigung zwischen Mann und Frau, sondern nur eine kulturell erzwungene durch das Christentum und andere Religionen: Zwangsheterosexualität / Zwangs-Zweigeschlechtlichkeit. Herkömmliche Geschlechterrollen sollen dekonstruiert werden, z.B. formuliert Uwe Sielert, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (4/2002) : „Heterosexualität, Generativität” (also – „Kinder-Bekommen”) und „Kernfamilie mit leiblichen Kindern” sollen „entnaturalisiert” werden. „Familie mit leiblichen Kindern” ist also nicht mehr etwas „Natürliches”, „Normales”, Pädagogen dürfen dies Modell nicht mehr als erstrebenswert hinstellen. Kinder sollen lernen, „allen Formen von Sex unabhängig von Liebe und Ehe … in allen Altersstufen freundlich gegenüber zu stehen”. Was in den 70er und 80er Jahren in der Philosophie gelehrt wurde, ist inzwischen in der Soziologie, Pädagogik und sogar in der Praxis der Lehrpläne angekommen. Das Individuum soll sich Geschlechtspartner, sexuelle Orientierung und sogar die eigenen leiblichen Geschlechtsorgane wählen. Im Jugend-Alter ist Sexualität noch flexibel, noch nicht verfestigt, sich da bereits auf „homosexuell” festzulegen (was Lehrpläne in Klasse 7 provozieren), obwohl entwicklungspsychologisch noch nicht ausgereift, kann die natürliche Entwicklung schwer durcheinander bringen und Jugendliche überfordern.

Die geschlechtliche Identität – so Judith Butler – sei nicht naturgegeben, sondern durch kulturelle Prozesse (Willensentscheidungen von Menschen) bestimmt. Das heißt: Warum soll die Unterscheidung nach Geschlechtsorganen, die der Arzt im Kreißsaal trifft, wenn ein Baby geboren wird, wichtiger sein als die Unterscheidung von Haar- oder Augenfarben? Diese Wertigkeit sei kulturell, nicht biologisch/natürlich, daher abzuschaffen. Warum sind Geschlechtsorgane so wichtig, wenn doch auch Männer Männer sexuell begehren und Frauen Frauen? Warum soll Generativität (Fortpflanzung) durch den sexuellen leiblichen Akt von Mann und Frau so wichtig sein? Wenn man Kinder haben will, kann man sich doch diese Wünsche über Samenbanken (in den Nachbarländern) erfüllen.

Man sollte – so gender mainstreaming – den Geschlechtsorganen gar keine Bedeutung mehr zuschreiben, keine „Zwangs”-Heterosexualität mehr, daher gibt es in Berlin schon Toiletten für „das dritte Geschlecht”, für alle, die sich nicht als Mann oder als Frau fühlen. Unsere Freiheit kennt keine Grenzen, macht auch vor der Natur / der Schöpfung keinen Halt: Wir lassen uns von der Natur – von Gott und der Religion – nichts mehr aufzwingen, die Grenze der vorgegebenen Geschlechtlichkeit lässt sich notfalls mit ärztlicher Geschicklichkeit auflösen. Politische Visionen der Grünen-Jugend: „Überwindung der

Zweigeschlechtlichkeit: Wir verstehen einen Menschen nicht als eine Person, die ihr Leben lang einer Geschlechtsidentität als Mann oder Frau ausgesetzt ist. Unser Ziel ist es, eine Gesellschaft so zu prägen, dass sich jede_r frei entscheiden kann, welche Geschlechtsidentität sie_er einnehmen möchte. Ein erster Schritt … [ist die] dritte Option bei der Angabe des Geschlechtes gegenüber staatlichen Stellen und amtlichen Dokumenten.” (2013) „Ja, wir wollen die Ehe abschaffen. Wir stehen für die Überwindung der Ehe. Die GRÜNE JUGEND fordert die Einführung eines Familienvertrages, der allen Lebensentwürfen flexibel die Möglichkeit gibt, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Die GRÜNE JUGEND kämpft weiterhin für Offenheit, Akzeptanz und freie Liebe. Partnerschaft und Familie waren und sind für uns keine starren Institutionen, sondern müssen offen gelebt werden können!” (2011)

Das gut-gemeinte Anliegen dahinter: Menschen mit anderer sexueller Orientierung und anderen Familien-Formen sollen nicht mehr diskriminiert werden. Das wäre auch rechtlich zu lösen, heute geht es einen Schritt weiter: Wir sollen die Lebensentwürfe nicht mehr nur tolerieren (ertragen), sondern akzeptieren (inhaltlich einverstanden sein), damit sie sich nicht mehr diskriminiert fühlen müssen. Und das ist erst der Fall, wenn der Schmerz aufhört, anders als der Rest der Menschheit zu sein. Anders bin ich aber nur so lange, wie die Norm deutlich ist, von der ich abweiche. Ich könnte mein Anders-Sein annehmen und mit dem Schmerz leben – oder die anderen dazu bringen, ihre herkömmliche Norm von „Mann-Frau” aufzulösen. Das Ziel von Gender-Mainstreaming ist letzteres. In Lehrplan-Richtlinien wird betont, man „arbeite gegen Diskriminierung von Homosexuellen usw., für Akzeptanz von sexueller Vielfalt” – zugleich wird aber zu wenig für den Schutz vor Missbrauch getan. Bereits im Jahr 2004 konstatierte die BZgA: „In den Richtlinien ist keine Zielführung der Sexualerziehung im Hinblick auf Ehe und Familie auszumachen.” Das Ziel der Gender-Mainstreaming-Bewegung ist nach außen hin: „Das Miteinander stärken” (Methodenschatz für Grundschulen); nach innen gilt, zunächst stereotype Rollen aufzulösen, z. B. Jungs lackieren sich unter Anleitung der Erzieherinnen im Kindergarten die Fingernägel (gendermainstreaming Kindergärten Wien); Bau- und Puppen-ecken gibt es nicht mehr, Mädchen gehen am Girlsday in Maschinenbaufirmen usw. Der zweite Schritt ist dann nicht nur die Rolle (die ja tatsächlich flexibel ist), sondern die Kategorie Geschlecht aufzulösen. In Schulen (England), in Behörden (Schweiz) darf nicht mehr „Vater / Mutter”, sondern „Elter1 / Elter2″ (parent) verwendet werden. Ein weiterer Schritt zur Auflösung der Kategorie Geschlecht ist es, die „natürliche” sexuelle Identität von Kindern und Jugendlichen zu irritieren, zu verunsichern durch die Enthemmung des Schamgefühls, verbunden mit einer Frühsexualisierung von Kindern (ab Kindergartenalter unter dem Leitwort „Bildung”). Warum? Damit von der Norm abweichende Sexualität als normal empfunden wird. Z. B. „Sex-Koffer” für Kindergärten (Basel, seit 2011). Der Sinn von natürlichem Schamgefühl ist es, die Seele des Kindes und Jugendlichen vor sexueller Zudringlichkeit vor der Zeit der seelischen Beziehungsreife zu schützen: vor sexuellem Missbrauch. Hier geschieht Manipulation der Kinder, die noch offen und noch nicht kritisch sind.

In „Erziehung zur Sexuellen Vielfalt” fehlt meistens der Sinn von und die Sehnsucht nach stabilen Paarbeziehungen; die Erziehung zu Bindungsfähigkeit, zu Selbstbeherrschung, Zügelung des Sexualtriebs, Enthaltsamkeit. Reinheit des Herzens und der Gedanken ist ein Training, das Erfüllung in ehelicher Sexualität ermöglicht. Auch der Hinweis auf die Gefahr von Sex- und Porno-Sucht fehlt (Tabea Freitag: Fit for Love?). Als Gefahren werden in der „Sexualpädagogik der sexuellen Vielfalt” nur Aids genannt und „falls was passiert” (auf deutsch: falls man schwanger wird), behauptet „profamilia”-Broschüre, es gebe das „Recht” auf Abtreibung.

2. Der Weg Jesu: Die Erlösung der Geschlechter

Es geht nicht um die Auflösung der Geschlechter (wie gender mainstreaming fordert) z.B. Concita Wurst, und auch nicht um die „Zementierung” der Unterschiede wie in Islamismus, Biologismus, Patriarchalismus, Rechtsextremismus: dort sind zwei völlig getrennte Geschlechterwelten vorgesehen, anders Sexuelle werden weggesperrt, sogar getötet. Sondern es geht um die Erlösung der Geschlechter, wie es Jesus vorlebte. Dazu ziehe ich das theologisch-anthropologische Modell im Anschluss an Edith Stein heran: a. Schöpfungsordnung, b. Ordnung nach dem Sündenfall, c. Erlösungsordnung, (d. „Himmlische Ordnung” (im Himmel wird nicht mehr geheiratet…).

a. Schöpfungsordnung

Im Anfang (lat. = im Prinzip) heißt es „Als Mann und Frau schuf er sie” (Gen 1, 27), Mann und Frau sind gleichursprünglich, gleichwertig. Zunächst sind wir „Mensch” vor Gott, dann erst macht uns unsere geschlechtliche Identität zu Mann oder Frau, und dann erst sind wir das Individuum mit den jeweiligen Charaktereigenschaften. Schöpfungsauftrag: Beide sollen Kultur gestalten, (leiblich u. geistig) fruchtbar sein. Nicht nur der Mann: beide sind Gottes Ebenbild, d. h.: 1. Liebes- bzw. Beziehungsfähigkeit, 2. Vernunftfähigkeit, 3. Freiheits- und Verantwortungsfähigkeit, 4. Fruchtbarkeit – leibliche Geschlechtsorgane von Mann und Frau sind einander exakt zugeordnet und haben ihren Sinn darin, neues Leben entstehen zu lassen. Unterschiede in Leiblichkeit ermöglichen Ergänzung/Fruchtbarkeit. Jörg Splett (Religionsphilosoph) formuliert deutlich, dass es einen großen Unterschied macht, neun Monate Leben in sich tragen zu können oder nicht, einen Menschen aus mir heraus ernähren (stillen) zu können oder nicht, in einen Menschen eindringen oder ihn eindringen lassen zu können. Für Singles und unfruchtbare Paare gilt, dass Sexualität und Mutter-/Vaterschaft nicht gelebt sein müssen, und doch prägen sie unsere seelischen und geistigen Qualitäten. Mann und Frau „erkennen” sich gegenseitig, so der biblische Begriff. Nicht nur eigene / gegenseitige Triebbefriedigung sind der Sinn, sondern: Den anderen lieben, ehren, achten in guten und in bösen Tagen, eine stabile, treue, erfüllende Beziehung leben. Mann und Frau begegnen sich ganzheitlich mit „Leib und Seele” – sie schenken sich einander. Ganzheitlich heißt personal – als Person: Nicht als Sache. Und anders als bei eng verwandten Tierarten: Nur Mann und Frau [nicht zwei Männer] können sich beim Geschlechtsakt des In-einander-Eindringens und Verschmelzens (Eins-Werden) in die Augen (= „Spiegel der Seele”, Erkenntnisorgan) schauen und zugleich einander in ihren Armen bergen (Geborgenheit). Ehelicher Geschlechtsakt ist offen für Frucht der Liebe = Kinder und damit Familie. Die menschliche Geschlechtlichkeit reift im Vergleich zu höher entwickelten Primaten sehr spät, da zuerst menschliche Werte in der Familie als Geborgenheitsraum zu lernen sind wie: Verlässlichkeit, Vertrauen, Bindungsfähigkeit, selbstloses und die Triebe zurücksteckendes Engagement für Gesellschaft u. Kultur.

b. Sündenfall-Ordnung

Nach dem Sündenfall gibt es Tod, Leid, Katastrophen, Krankheit, Schmerz, Mord, Krieg, Foltern, Gier, Vergewaltigung, Missbrauch, Quälen, Betrug, Geschlechterkampf … Zur Befriedung des Geschlechterkampfs gab es den Erlass: Der Mann herrscht über die Frau. Das entartete in vielen Kulturen zu Formen von Mysogynie (Frauenhass), von Macho-Gesellschaften, von Verwirrung unter den Geschlechtern (im „falschen” Leib; Empfindungen / Rollen stimmen nicht mit Leib überein). Das ist nicht von Gott gewollt, sondern Folge des Sündenfalls. Erlösung wird von der ganzen Schöpfung ersehnt, auch für die eigene Geschlechtlichkeit, Leiden / Süchte usw.

c. Erlösungsordnung

Die Gleichstellung von Männern und Frauen durch den Umgang Jesu mit ihnen. Gal 3, 28: „Es gibt weder Mann noch Frau in Christus.” Es geht nicht um eine „Auflösung” der Geschlechter, sondern: es gibt kein Privileg mehr, als Mann geboren zu werden. Jesus begegnet den Geschlechtern anders, als es ihm Traditionen vorgaben: Er spricht mit der Frau am Jakobsbrunnen und die Jünger wundern sich, dass er eine Frau und ihre Fragen ernst nimmt (Joh 4, 1-42). Frauen sind Zeuginnen bei der Auferstehung (Mt 28, 1-10), entgegen den juristischen Gewohnheiten im Judentum. Frauen und Männer empfangen den Heiligen Geist und seine Charismen (u. a. die Gabe prophetisch zu reden) zu Pfingsten (Apg 2, 17) und redeten im NT-Gottesdienst prophetisch (1 Kor 11, 5). Frauen und Männer können in Ehelosigkeit leben in der Nachfolge Jesu: Die leibliche Ergänzung (Ehe) ist für vollwertiges Menschsein nicht mehr nötig, es gibt die Ergänzung durch den Heiligen Geist (Bernhard von Clairveaux). Durch den Heiligen Geist sind wir „mehr” als nur unser „biologisches Geschlecht”. Ehe und Ehelosigkeit sind zwei gleichwertige Wege. Mann und Frau sind gleichwertig, aber unterschiedlich. Leibliche Fruchtbarkeit (Familie) und geistige Fruchtbarkeit (z. B. Ordensleben, aber auch andere Formen) stehen nebeneinander und ergänzen sich.
Alle Menschen sind von Gott geliebt, egal, wie wir empfinden (hetero- oder homosexuell), egal, wie sehr wir ihn hassen, egal, wie stark wir ihn und die Menschen durch Ungerechtigkeiten betrügen: „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren” (Röm 5,8). „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden” (2 Kor 5,17). Ja, es darf keine Diskriminierung mehr geben, weder Frauen, noch Homosexuelle, noch Männer in Frauenfachgebieten noch Frauen in Männerhochburgen, noch Inter- oder Transsexuelle. Nein, wir wollen alle Menschen annehmen. Aber nicht Inhalte von Ideologien. Und Familie ist und bleibt der Bereich der menschlichen Fruchtbarkeit. Für Familie sein, heißt nicht gegen sexuell anders Orientierte zu sein. Aber was anders ist, eben eine Beziehung zwischen Homosexuell-Empfindenden und die Ehe zwischen Mann und Frau, muss man anders nennen können. Wichtig: nicht jemand IST homosexuell, sondern er oder sie empfindet so – Empfindungen können sich verändern.

Erlösung der Geschlechter durch Jesus meint, dass wir nicht auf eine einzige Rolle festgelegt sind, sondern unsere Berufung individuell von ihm und unseren Geschwistern empfangen. Aber es geht auch nicht, dass wir durch Verletzungen und Irritierungen mit unserem Leib in Unfrieden leben, sondern zum Frieden mit der eigenen Leiblichkeit geführt werden (von Jesus heilen und ausrichten lassen, Nachfolge). Sexualität muss nicht ausgelebt werden, es gibt die Möglichkeit von Keuschheit / Zölibat. Denn Sexualität ist nicht mehr so wichtig, wie im Judentum, im Islam, in Naturreligionen – sondern Jesus zeigte einen weiteren Weg. Der Weg der Ehelosigkeit – um des Reiches Gottes Willen – ist genauso wertvoll wie der Weg der Ehe. Wir haben die Wahl, uns von Jesus berufen zu lassen. Unser Mann- und Frau-Sein, unsere biologische Natur, unser Leib / unsere Sexualität stehen in Spannung zu unserer Geist-Seele, unserer Kultur. Die Leib-Seite braucht Kultivierung und Erlösung, und die Geist-Seele-Seite braucht die Rückbindung an unsere Leiblichkeit, die Biologie, um geerdet, glaubwürdig, integriert zu sein.

3. Wichtige Ziele für christliches Denken heute

Die Leiblichkeit von Mann und Frau (Familie, Mutter-/Vaterschaft) gegen Ideologien der Geschlechterauflösung betonen (durch die Schöpfungsordnung – Gott Vater). Zugleich geht es darum, die Geist-Seele der Frau (Berufs-Teilzeittätigkeit je nach Kindersituation, Ehrenamt, Entfaltung von Begabungen) gegen Islamismus / Biologismus zu betonen (durch die Erlösungsordnung – Jesus u. Hl. Geist). Gender Mainstreaming fördert die Trennung von 1. Sexualität / Erotik / Triebbefriedigung jeder Art (hetero-, homo-, bi-sexuell, pädophil, Sex mit Tieren, mit Gegenständen usw.) und 2. Fruchtbarkeit (Familie, Ehe von Mann und Frau und deren Kinder) und 3. Liebe / stabile Beziehung (goldene Hochzeit, einander im Alter – in guten und in bösen Tagen – lieben und beistehen). Wir dürfen neu lernen, zusammen zu bringen, was zusammen gehört. Wir dürfen neu lernen, klar und deutlich Zölibat und Ehe als Ergänzung wahrzunehmen, Anders-Empfindende nicht zu verachten und gleichzeitig Familie und Fruchtbarkeit hochzuschätzen und neu lernen, was es in unserer Zeit heißt, unseren Vater und unsere Mutter zu ehren, „auf dass du lange lebest und dass dir’s wohl gehe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird” (Deut 5, 16).


Die Religionsphilosophin Dr. Beate Beckmann-Zöller, Autorin, Dozentin und Mitglied der Gemeinschaft Immanuel Ravensburg hat sich mit diesem gesellschaftlich brisanten Phänomen des „Gender mainstreaming” beschäftigt und diese Ausführungen beim letzten CE-Kongress referiert.

Gender-Ideologien gefährden die Schönheit der Ehe
Darauf hat Papst Franziskus in einer Rede an die Bischöfe von Puerto Rico hingewiesen, die am 8. Juni zum Ad limina-Besuch im Vatikan waren. Franziskus lud die Bischöfe dazu ein, Distanz zu Ideologien zu nehmen, die die traditionelle Familie untergraben. (rv)