Erste Station ist direkt vor der Justizvollzugsanstalt Tegel am Bernhard-Lichtenberg-Platz. Der 1996 seliggesprochene kath. Theologe und Priester war in den Kriegsjahren selbst hier Gefangener, auch weil er ab 1938 jeden Sonntag öffentlich für die Verfolgten gebetet hat. Die Gruppe tut es ihm gleich, betet für alle politisch Verfolgten und die, die unschuldig im Gefängnis sitzen, aber auch für die anderen Verurteilten: um Einsicht, Reue und Beistand. „Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und das Unrecht verzeiht“ singen die Gläubigen in einem der Lieder, das diese Botschaft im Jahr der Barmherzigkeit deutlich werden lässt.
Weiter geht es ins Märkische Viertel: ein Ballungsraum mit Menschen aus vielen sozialen Schichten, durchzogen von breiten Schnellstraßen und hohen, anonymen Wohnhäusern. Auch in der Kirche St. Martin blickt man auf viel Beton, aber durch die Glasdecke leuchtet der Himmel in den Kirchenraum und auf die Gläubigen.
Dass Gottes Leuchten in die Dunkelheit der Familien, Jugendlichen und Einsamen dringt, dafür wird gesungen und gebetet, auch mit Fürbitten aus der angeschlossenen kath. Schule Salvator Filiale St. Martin, und dem „Sprachengebet“, dass für viele zunächst ungewöhnlich klingt. „Es gibt manchmal Situationen, da verschlägt es einem die Sprache, und man weiß gar nicht recht, worum man wie beten soll. Darum hat Gott uns das Sprachengebet geschenkt: Gottes Geist weiß, worum wir in rechter Weise beten sollen. In dieser speziellen Form des Gebets öffnen wir uns dieser Gnadengabe (Charisma) Gottes für das, was Gott auf dem Herzen hat. Er möchte in manchen Bereichen nicht ohne uns aktiv sein – Gerade da, wo menschliche Freiheit eine Rolle spielt“, erklärt Pater Adrian Kunert SJ, Priestersprecher der CE Berlin.
Dritte Station ist die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, wo im Dritten Reich tausende Behinderte und psychisch Kranke durch das Euthanasie-Programm ermordet wurden, auf dem großen parkähnlichen Gelände soll sich sogar ein Massengrab befinden.
Spaziergänger und auch viele der zurzeit dort untergebrachten Flüchtlinge blicken neugierig auf die mal singende, mal Fürbitte sprechenden Gruppe, mancher knipst mit seinem Handy sogar ein Foto.
Letzter Halt ist die Gedenkstätte Plötzensee, für tausende politisch Gefangene des Nazionalsozialismus Endstation ihres Lebens. Zutiefst bedrückend sind die Mauern, hinter denen die Opfer von der Guillotine geköpft oder an Fleischerhaken erhängt wurden. Ein Stahlbalken wurde extra eingezogen, damit man mehrere Menschen nebeneinander töten konnte. Gebete werden hier nur im Stillen formuliert, erst auf dem Parkplatz vor der Gedenkstätte bittet man noch einmal laut um Gottes Erbarmen und Hilfe gegen den Terror von damals und heute.
Zurück am St.-Getrauden-Krankenhaus bleibt die Gebetsgemeinschaft im Garten des Krankenhauses noch zusammen. Tief bewegt tauschen sie ihre Eindrücke aus, mit einem gemeinsamen Essen endet der Abend.
Rückblickend wird dem Leitungsteam der CE klar, dass das Gelingen dieser Gebetsfahrt mehr ist als die Summe der Beiträge jedes Einzelnen: Vielmehr ist es die Verbundenheit des Teams im Heiligen Geist, um deren Erneuerung ständig gebetet wird.
(CE Team Berlin)