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Weihnachtsgrüße aus dem Team

 

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Wallfahrtskirche in Birkenstein im Oberland gibt es seit geraumer Zeit einen wunderschönen Brauch, den ich auch seit einigen Jahren übernommen habe, den sog. „Christlkindlsegen“!

Die Gläubigen kommen nacheinander zum Pfarrer und während sie ein kleines hölzernes Jesuskind in die Hand gelegt bekommen, segnet sie der Geistliche mit den Worten aus Neuen Testament:

Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 12)!

Diese wunderschöne Verheißung, dass alle, die Jesus als den Retter und Messias annehmen und in ihr Herz und ihr Leben hineinlassen, die Macht erhalten, Kinder Gottes zu werden, ist es wert, in sich hinein sacken zu lassen!

Der Evangelist Johannes, der das zeitlich späteste der vier Evangelien verfasst hat, schrieb das Wirken, Sterben und Auferstehen Jesu in anderen Worten und aus einer anderen Perspektive als die restlichen drei früheren Evangelisten auf. Johannes erweckt den Eindruck, dass er bereits das Leben und die Person Jesu Christi aus dem Licht des Darüber-Nachdenkens und Einordnens in die Weltgeschichte beleuchtet. Er betreibt bereits Theologie, die Lehre von Gott, und setzt spirituelle Akzente, die bis heute gültig sind!

So sind seine Worte wohl durchdacht, ausgewählt und haben immer eine besondere Bedeutung!

Jesus Christus aufnehmen!

Wer Weihnachten als Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus sieht, erlebt und erkennt, weiß, dass dieses Ereignis der Menschwerdung Gottes der Zenit der Zeiten und der Beginn der Erlösung der Welt und uns Menschen markiert.

Ostern ist der Höhepunkt. Der gekreuzigte und getötete Messias bleibt nicht ihm Tod. Er ist auferstanden! Damit wird ein Zeichen für alle und für alle Zeiten gesetzt. Der Tod ist überwunden, das ewige Leben ist für uns ermöglicht!

Jesus wie Maria und Josef aufzunehmen und sein eigenes Leben positiv durchkreuzen zu lassen, dass ist unsere Berufung als Christen, danach sollten wir uns ausstrecken. Gott möchte in Jesus Christus unser Freund, Weggefährte oder mehr sein. Er möchte mich lieben dürfen, meine Liebe und mein Vertrauen empfangen. Er braucht sie eigentlich nicht, aber er freut sich grandios darüber!

Jesus aufnehmen, heißt, mein Leben für seine Gegenwart, für sein Wort, für seine Zuneigung, für seinen Geist zu öffnen und ihn in meinem Leben und Herzen nicht nur anzuerkennen, sondern König sein zu lassen. Er darf regieren und herrschen. Sein Wille geschehe! Das Wunderbare dabei ist: Er ist immer Gentleman und fragt bei mir nach, ob er darf! Denken wir nur an Maria oder Josef!

Klar, kann es da der eine oder die andere mit der Angst zu tun bekommen, dass Gott das persönliche Innerste einfach einnimmt und ich dann folgen und artig sein muss. Das kann ich verstehen!

Aber es ist eine verkehrte Sicht und ein falsches Bild von Gott, welches Jesus immer wieder in seiner Zeit auf Erden zurecht zu rücken versuchte: Gott ist ein Gott der Liebe und der Barmherzigkeit! Er will keine Marionetten! Gott möchte uns nicht manipulieren und uns zu seiner Liebe zwingen.

Gott gab uns die Macht, Kinder Gottes zu werden.

Die Macht, Kinder Gottes zu werden?!

Gott gibt uns die Macht! Er macht uns fähig. Er gibt uns ein Geschenk: eine positive Möglichkeit, eine Macht, dass ich das machen kann, dass ich das mit meinem Willen bewirken kann, dass ich mich entscheiden kann. Das alles und noch viel mehr beinhaltet positive Macht.

Kinder Gottes!

Das ist ja super schön! Wir sind seine Kinder! Also keine Freunde, keine Verwandten, schon gar keine Sklaven, Leibeigene oder Untertanen, die tun müssen, was der König oder Herr befiehlt und will!

Gottes Kinder ist engste Familie! Die erste Linie, die, die sich in Coronazeiten treffen dürfen!

Kinder haben normalerweise eine intensive Beziehung zu ihren Eltern. Sie können von ihnen viel lernen. Sie bekommen viel von den Eltern mit! Den Eltern liegen die Kinder am Herzen und sie fördern sie!

Denken wir nur an das schöne Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“, in dem der Vater mit seinen beiden Söhnen, dem der auszog, und dem, der zuhause blieb, wunderbar umgeht und eine barmherzige, zärtliche Liebe ausstrahlt.

So geht Gott mit dir und mir als Tochter und Sohn um!

Jeden liebt er auf seine ganz individuelle Art und das 1000%ig!

So strahlen wir als Kinder Gottes etwas ganz Besonders aus!

Wir tragen Gott in unseren Herzen, wenn wir ihn in uns aufnehmen!

Nur so haben wir eine ganz besondere Bedeutung und Macht!

Die frühen Christen vertrauten Gott sehr. So konnte er in ihrer Mitte und durch sie viele Zeichen und Wunder wirken, all das, was Jesus auch zu Lebzeiten tat: Kranke heilen, Tote erwecken und die Seelen, die im Bösen gefangen sind, frei zu machen.

Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden.

Ein wunderbarer Satz aus dem Johannesevangelium!

Er bringt uns zum Geheimnis dieser Tage!

Zur Essenz, zur Seele von Weihnachten!

Es wäre schön, wenn es vielen von uns gelänge – am besten allen! -, den Erlöser, Jesus Christus, an diesem Fest seiner Geburt im Jahre 2020, neu in ihr Herz und in ihr Leben eintreten zu lassen und ihm zu erlauben, dass er sie ganz erfüllt mit seiner Liebe, seinem Licht und seiner Gnade!

Und anzunehmen und zu ergreifen, dass wir, du und ich, eine Tochter oder ein Sohn Gottes bist! Und dass wir deshalb viel positives Potential und Kraft haben!

Wenn das möglich ist, dann bin ich mir sicher, dass der o.g. Segenswunsch und die Macht des Jesuskindes in uns sein Licht und seine Power entfalten und den Mitmenschen und der Welt den Frieden und die wahre Liebe bringen kann.

Wir als Gottes Kinder sind seine Boten, seine Zeugen und seine Familie!

Die Engelheere bei Lukas rufen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest

Pfarrer Gerhard Johannes Stern