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Zusammenfassung des Vortrags „Licht und Salz sein”

Wie entsteht neue Lebendigkeit auch mit wenigen Priestern? Durch Christen, die von Gott berührt wurden und ihre Gaben leben!

Die Charismatische Erneuerung in der Katholischen Kirche (CE) kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass auch in den künftigen Großpfarreien im Erzbistum Freiburg ein christliches Gemeindeleben vor Ort erhalten bleibt. Diese Botschaft hatte Pfarrer Dr. Wilhelm Schäffer beim Begegnungsabend der CE Mittelbaden am 26. April 2021 in der Pfarrkirche Achern. Der Priester, Jahrgang 1949, ist von der Erzdiözese Freiburg mit dem geistlichen Gemeindeaufbau beauftragt und bietet Glaubenskurse an. Immer geht es ihm dabei darum, dass die Menschen eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus finden.

„Zu wenige Christen sind wirklich von Gott berührt”, sagt er. In der CE sei das anders. Wer in dieser Bewegung aktiv sei, habe eine persönliche Erfahrung mit Gott gemacht. Er sei Teil eines geistlichen Gemeinschaftslebens, meist in einer Gebetsgruppe. Er wisse, wie wertvoll der Austausch von Glaubenserfahrungen,Gebet füreinander und gegenseitige Hilfe sind. Innerhalb der CE sei man weitgehend unabhängig vom Dienst eines Priesters. Die Gemeinschaft trage sich selbst: durch Beziehungen, Gespräche und Hilfe untereinander, durch den Austausch über das Evangelium und die Auswirkungen des Glaubens an Jesus Christus im Alltag. Die CE habe Erfahrung mit einem selbst organisierten und gestalteten Glaubensleben.

Nur noch eine leerer Verwaltungsmantel?

Genau das brauche es künftig in jedem Ort. „Der Großteil des kirchlichen Lebens wird auch in Zukunft in Gemeinden stattfinden – oder es wird gar nicht mehr stattfinden”, davon ist Pfarrer Schäffer überzeugt. Wenn es vor Ort nicht weitergehe, werde von der Katholischen Kirche nur noch ein nahezu leerer „Verwaltungsmantel” übrig bleiben. 

Er ermutigt Mitglieder der CE, sich in ihrer Gemeinde vor Ort einzubringen und dort beispielsweise einen Austausch über die Bibel zur ermöglichen. Dazu brauche man kein Theologiestudium. Jeder könne beitragen, was eine Bibelstelle für sein Leben bedeutet. Persönliche Erfahrungen werden geteilt, ohne anderen etwas einreden oder ausreden zu wollen. Wer in einer Gebetsgruppen der CE sei , der habe Erfahrung mit dieser Form der geistlichen Bibelarbeit. Er habe gelernt, persönlich über seinen Glauben zu sprechen und seine Erfahrungen mit der Liebe Gottes mit anderen zu teilen.

… oder katholische „Freikirchen”?

Bisher hielten katholische Pfarreien charismatische Christen häufig für exotisch und überdreht, stellte Pfarrer Schäffer fest. Charismatische Christen, die ihre von Gott geschenkten Gaben (Charismen) entdecken, setzen sie oft im Dienst am Nächsten ein: etwa im Fürbitt-Gebet für andere, mit Musik zur Ehre Gottes, mit dem Hören auf Gottes Reden in einer speziellen Situation und vielem mehr. Der Priester stellte eine radikale Frage: Wenn die Ortsgemeinden sich den geistlichen Impulsen von Erneuerungsbewegungen nicht öffnen, brauche es dann so etwas wie „katholische Freikirchen”? 

Nicht selten seien Katholiken, die von Gott berührt worden seien, in Freikirchen abgewandert – in ihren Ortsgemeinden war ihnen das Glaubensleben einfach zu „trocken”. Innerhalb der Großpfarreien seien dagegen Profilgemeinden mit einer charismatischen oder einer anderen Spiritualität denkbar. Sie könnten Orte des Austauschs über das Leben schaffen, eine eigene diakonische Arbeit aufbauen und eigene Gottesdienste anbieten. Das wären dann selbsttragende Gemeinden, die fähig wären, mit sehr wenigen Priestern auszukommen.

Neue Lebendigkeit trotz weniger Priester

„Wir sind die Kirche, wir sind die Gemeinde vor Ort – nicht der Pfarrer, der schon heute nur wenig präsent sein kann”, erklärte Wilhelm Schäffer, selbst Priester im Erzbistum Freiburg seit 1974. Der Priestermangel zwinge die Katholische Kirche dazu, anzuerkennen, was im Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegt wurde: Die Kirche, das ist das Volk und nicht etwa die Hierarchie: „Priester, Diakone und Bischöfe stehen nicht über dem Volk, sondern innerhalb des Volkes und dienen ihm.” 

Pfarrer Wilhelm Schäffer will Mut machen. Die Gemeinde vor Ort könne auch innerhalb einer Verwaltungseinheit, die so groß wird wie ein ganzes Dekanat, lebendig bleiben oder werden. Von Gott berührte und mit Charismen ausgestattete Christen seien in der Lage, dafür Räume der Begegnung und des Austauschs über Glauben und Leben schaffen. In großen Teilen der Weltkirche, wo der Priestermangel mitunter noch größer ist als in Deutschland, habe genau das zu einer neuen Lebendigkeit geführt. 

Den gesamten Vortrag gibt es zum Nachlesen und zum Nachhören. Manuskript oder CD können per Mail anfordert werden unter cemittelbaden@erneuerung.de

Die CE Mittelbaden veranstaltet zehnmal pro Jahr, immer am letzten Montag im Monat, einen Begegnungsabend mit Lobpreismusik und christlichem Impuls. Alle interessierten Christen können die Gelegenheit wahrnehmen, sich dabei im Glauben stärken zu lassen.